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vom Sinnlichen zum Uebersinnlichen, d. h. zum Gedachten, Abstracten,
Allgemeinen erhoben hat, vom Allgemeinen, Abstracten zum Concreten
herabsteigt, dieses aus jenem ableitet, nun auch wirklich, d. h. in natura
dieses aus jenem entstehen zu lassen. Daß dieses verkehrt ist, erhellt
eben daraus, daß man, um das Körperliche, Materielle aus dem Geiste
entspringen lassen zu können, zu der hohlen, phantastischen Vorstellung
einer Schöpfung aus Nichts seine Zuflucht nehmen muß. Wenn ich
aber sage: die Welt ist aus Nichts geschaffen, so sage ich damit gar
Nichts; es ist dieses Nichts eine bloße Ausrede, wodurch ich der Frage:
Woher hat denn der Geist die nicht geistigen, die materiellen, körper—
lichen Stoffe der Welt genommen? ausweiche. Es ist dieses Nichts,
ob es gleich einst ein eben so heiliger Glaubensartikel war, als die
Existenz Gottes, weiter nichts als einer von den unzähligen theologischen
oder pfäffischen Kniffen und Pfiffen, welche Jahrhunderte lang die
Menschheit bethört haben. Und diesem Nichts weicht man aus, wenn
man an die Stelle desselben Gott setzt, wie Jacob Böhm und Hegel,
und statt: Gott schuf die Welt aus Nichts, sagt: er schuf sie aus sich,
als der geistigen Materie. Damit komme ich vielmehr, wie ich auch
schon früher zeigte, um keinen Schritt weiter, denn wie kommt aus der
geistigen Materie, wie aus Gott überhaupt die wirkliche Materie? Mag
man daher noch so viele theologische und speculative Kniffe und Pfiffe
ersinnen, um die Welt von einem Gotte ableiten zu können, es bleibt
dabei: das, was die Welt zur Welt, das Sinnliche zum Sinnlichen,
die Materie zur Materie macht, ist Etwas, was theologisch und philo—
sophisch nicht weiter deducirt und vermittelt werden kann, etwas Unab—
leitbares, schlechthin Seiendes, nur durch sich selbst zu Fassendes, nur
von und durch sich selbst Verständliches. Ich habe hiermit den ersten
Theil meiner Aufgabe vollendet.
Ich gehe nun zu dem zweiten und letzten Theil meiner Aufgabe,
welche ist, zu beweisen, daß der von der Natur unterschiedene Gott nichts
u bhh Feuerbach's sämmtliche Werke, VIII.
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