uu Wesen, wie es uns vermittelst der Naturwissenschaft bekannt geworden
ist, entsprechende Weise zu vermenschlichen, zu einem Gegenstand reli—
gions⸗philosophisch poetischer Anschauung zu machen. Ich hebe nur den
Gegenstand der Religion, oder vielmehr der bisherigen Religion auf;
ich will nur, daß der Mensch nicht mehr sein Herz an Dinge hänge, die
nicht mehr seinem Wesen und Bedürfniß entsprechen, die er folglich nur
im Widerspruch mit sich glauben und verehren kann. Es giebt aller—
dings viele Menschen, bei denen sich die Poesie, die Phantasie nur an
Gegenstände der überlieferten Religion anknüpft, denen man daher mit
diesen Gegenständen auch alle Phantasie nimmt. Aber Viele sind noch
nicht Alle, und was für Viele nothwendig, ist deßwegen noch nicht an
sich nothwendig, und was jetzt nothwendig, ist deßwegen noch nicht
immer nothwendig. Liefert uns denn aber nicht das menschliche Leben,
nicht die Geschichte, nicht die Natur Stoff genug zur Poesie? Hat die
Malerei keinen Stoff mehr, wenn sie nicht mehr die Gegenstände der
christlichen Religion zu ihren Stoffen nimmt? Ich hebe so wenig die
Kunst, die Poesie, die Phantasie auf, daß ich vielmehr die Religion nur
insofern aufhebe, als sie nicht Poesie, als sie gemeine Prosa ist.
Damit kommen wir sogleich auf eine wesentliche Beschränkung des
Satzes: die Religion ist Poesie. Ja, sie ist es; aber mit dem Unter—
schiede von der Poesie, von der Kunst überhaupt, daß die Kunst ihre Ge—
schöpfe für nichts Andres ausgiebt, als sie sind, für Geschöpfe der
Kunst; die Religion aber ihre eingebildeten Wesen für wirkliche We—
sen ausgiebt. Die Kunst muthet mir nicht zu, daß ich diese Landschaft
für eine wirkliche Gegend, dieses Bild des Menschen für den wirklichen
Menschen selbst halten soll, aber die Religion muthet mir zu, daß ich
dieses Bild für ein wirkliches Wesen halten soll. Der bloße Kunstsinn
erblickt in den Götterstatuen der Alten nur Kunstwerke; aber der reli—
giöse Sinn der Heiden erblickte in diesen Kunstwerken, in diesen Statuen
Götter, wirkliche, lebendige Wesen, denen sie Alles thaten, was sie nur
ine hren immer einem verehrten und geliebten wirklichen Wesen thaten. Sie
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