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Fünfundzwanzigste Vorlesung.
Der Unterschied zwischen Götzendienst und Gottesdienst entspringt
da, wo der Mensch einen Gegenstand, er sei nun ein natürlicher, sinn⸗
licher oder geistiger, vor allen anderen bevorzugt, und diesem allein die
Gefühle, die der Mensch auch einem anderen Gegenstande gegenüber
empfinden, die Ehrenbezeigungen, die er auch einem anderen Gegenstande
beweisen kann, zueignen will. Die Religion, d. h. die Religion, die
sich in öffentlichen Bekenntnissen, in bestimmten, gottesdienstlichen For⸗
men ausspricht, sage ich im Wesen des Christenthums, ist ein öffent—
liches Liebesbekenntniß. Den Gegenstand, das Weib, das die höchste
Macht uüͤber den Mann ausübt, das, in seinen Augen wenigstens, das
vorzüglichste und höchste Weib ist, das in ihm eben deswegen ein Ab—
hängigkeitsgefühl erzeugt, das Gefühl, daß er ohne dasselbe nicht leben,
wenigstens nicht glücklich sein kann, das erwählt er zum Gegenstande
seiner Liebe und macht es, wenigstens so lange er es nicht besitzt, so
lange es nur ein Gegenstand seiner Wünsche und Einbildungen ist, zu
einem Gegenstande auch der höchsten Verehrung, zu einem Gegenstande,
dem er dieselben Opfer und Huldigungen darbringt, als der Religiöse
seinem Gott. Mit der Religion — auch die Liebe ist Religion — ist
es nun eben so. Die Religion, wenigstens die eklektische, kritische, un—
terscheidende, verehrt den Baum, aber nicht jeden ohne Unterschied, son—
dern den erhabensten, höchsten; den Fluß, aber den mächtigsten, wohl—