Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

Dreißigste Vorlesung. un 
Ich bin mit dem Beweis, daß erst in der Unsterblichkeit der Sinn be 
und Zweck der Gottheit gefunden und erreicht wird, daß die Gottheit 
und Unsterblichkeit eins sind, daß die Gottheit aus einem selbstständigen in 
Wesen, welches sie zuerst ist, am Ende als Unsterblichkeit zu einer Eigen— tan 
schaft des Menschen wird, an das Ziel meiner Aufgabe und damit an hm 
den Schluß meiner Vorlesungen gekommen. Ich wollte beweisen, daß n 
der Gott der Naturreligion die Natur, der Gott der Geistesreligion, des 
Christenthums der Geist, überhaupt das Wesen des Menschen sei, und 
zwar zu dem Zwecke, daß der Mensch fürderhin in sich selbst, nicht 
mehr außer sich, wie der Heide, noch über sich, wie der Christ, i 
den Bestimmungsgrund seines Handelns, das Ziel seines Denkens, den 
Heilquell seiner Uebel und Leiden suche und finde. Ich konnte diesen 
Beweis namentlich in Beziehung auf das uns am meisten interessirende 
Christenthum natürlich nicht durch alle einzelnen Lehren und Vorstellun— oh 
gen des Christenthums hindurch führen; ich konnte ihn noch weniger v 
bis auf die Geschichte der christlichen Philosophie ausdehnen, wie ich 
anfangs vorhatte. Es ist aber auch nicht nothwendig, wenigstens bei 
einem Gegenstand, wie es der Gegenstand dieser Vorlesungen war, bis 
auf's Einzelne und Besondere sein Thema durchzufuͤhren. Die Haupt— 
sache sind uͤberall die Elemente, die ersten Sätze, die Grundsätze, aus 
welchen untergeordnete Säͤtze sich durch bloße Folgerung ergeben. Und
	        
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