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Das Christenthum hat sich die Erfüllung der unerfüllbaren Wünsche des
Menschen zum Ziel gesetzt, aber eben deßwegen die erreichbaren Wünsche
des Menschen außer Acht gelassen; es hat den Menschen durch die Ver⸗
n heißung des ewigen Lebens um das zeitliche Leben, durch das Vertrauen
auf Gottes Hülfe um das Vertrauen zu seinen eigenen Kräften, durch
den Glauben an ein besseres Leben im Himmel um den Glauben an ein
besseres Leben auf Erden und das Bestreben, ein solches zu verwirk—
lichen, gebracht. Das Christenthum hat dem Menschen gegeben, was
er in seiner Einbildung wünscht, aber eben deßwegen nicht gegeben, was
er in Wahrheit und Wirklichkeit verlangt und wünscht. In seiner Ein—
bildung verlangt er ein himmlisches, überschwängliches, in Wahrheit
aber ein irdisches, ein mäßiges Glück. Zum irdischen Glück gehoͤrt
freilich nicht Reichthum, Luxus, Ueppigkeit, Pracht, Glanz und anderer
Tand, sondern nur das Nothwendige, nur das, ohne was der Mensch
J nicht menschlich existiren kann. Aber wie unzählig viele Menschen er—
mangeln des Nothwendigsten! Aus diesem Grunde erklaͤren es die
Christen für frevelhaft oder unmenschlich, das Jenseits zu läugnen und
m eben damit den Unglücklichen, Elenden dieser Erde den einzigen Trost,
n die Hoffnung eines besseren Jenseits zu rauben. Eben hierin finden
sie auch jetzt noch die sittliche Bedeutung des Jenseits, die Einheit des—
selben mit der Gottheit; denn ohne Jenseits sei keine Vergeltung, keine
Gerechtigkeit, welche den hier, wenigstens ohne ihre Schuld Leidenden
und Unglücklichen ihr Elend im Himmel vergelten müsse. Allein dieser
. Vertheidigungsgrund des Jenseits ist nur ein Vorwand, denn aus die—
m sem Grunde folgt nur ein Jenseits, eine Unsterblichkeit für die Unglück—
hee lichen; aber nicht für die, welche auf Erden schon so glücklich waren,
m die für die Befriedigung und Ausbildung ihrer menschlichen Bedürfnisse
mndr und Anlagen nothwendigen Mittel zu finden. Für diese ergiebt sich aus
tunserun dem angeführten Grunde nur die Nothwendigkeit, daß sie entweder mit
ten d dem Tode aufhören, weil sie schon das Ziel der menschlichen Wünsche
erreicht haben, oder daß es ihnen im Jenseits schlechter geht als im
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