Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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Ursache der moralischen Wesen, der Menschen. Im Wesen des Chri— m 
stenthums war mein Gegenstand nur Gott als moralisches Wesen, noth— ücht 
wendig konnte ich daher im Wesen des Christenthums kein vollständiges 
Bild meiner Anschauung und Lehre geben. Die andere dort weggelassene nali 
Hälfte Gottes, seine physischen Eigenschaften mußte ich daher in einer un 
anderen Schrift geben, konnte sie aber sachgemäß, objectiv nur in einer 
solchen Schrift geben, wo auch die Naturreligion zur Sprache kommt, e 
die Religion, welche hauptsächlich nur den physischen Gott zu ihrem bi 
Gegenstande hat. Wie ich nun aber im Wesen des Christenthums hihf 
zeigle, daß Gott nach seinen moralischen oder geistigen Eigenschaften be— 
trachtet, Gott also als moralisches Wesen nichts Andres ist als das Af 
vergötterte und vergegenständlichte geistige Wesen des Menschen, die isht 
Theologie also in Wahrheit in ihrem letzten Grund und Endresultate bish 
nur Anthropologie ist; so zeigte ich im Wesen der Religion, daß der due 
physische Gott oder Gott, wie er nur als die Ursache der Natur, der hr 
Sterne, Baume, Steine, Thiere, Menschen, wiefern auch sie natürliche iunt 
physische Wesen sind, betrachtet wird, gar nichts Andres ausdrückt als ue 
das vergötterte, personificirte Wesen der Natur, daß also das Geheim⸗ L 
niß der Physikotheologie nur die Physik oder Phystologie ist — Physio⸗ n 
logie hier nicht in dem engeren Sinne, den sie jetzt hat, sondern in ihrem 
alten universellen Sinne, worin sie überhaupt die Naturwissenschaft be— 
deutete. Wenn ich daher meine Lehre zuvor in den Satz zusammenfaßte: 
die Theologie ist Anthropologie, so muß ich zur Ergänzung 
jetzt hinzusetzen: und Physiologie. Meine Lehre oder Anschauung 
faßt sich daher in die zwei Worte: Natur und Mensch zusammen. 
Das bei mir dem Menschen vorausgesetzte Wesen, das Wesen, welches 
die Ursache oder der Grund des Menschen ist, welchem er sein Ent⸗ 
stehung und Existenz verdankt, das ist und heißt bei mir nicht Gott 
ein mystisches, unbestimmtes, vieldeutiges Wort — sondern: Na⸗ 
tur, ein klares, sinnliches, unzweideutiges Wort und Wesen. Das Wesen 
aber, in dem die Natur ein persönliches, bewußtes, verständiges Wesen
	        
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