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Aber eben so, wie ich schrieb, werde ich lesen. Der Zweck meiner
Schriften, so auch meiner Vorlesungen ist: die Menschen aus Theologen
zu Anthropologen, aus Theophilen zu Philanthropen, aus Candidaten
des Jenseits zu Studenten des Diesseits, aus religiösen und politischen
Kammerdienern der himmlischen und irdischen Monarchie und Aristo—
kratie zu freien, selbstbewußten Bürgern der Erde zu machen. Mein
Zweck ist daher nichts weniger als ein nur negativer, verneinender,
sondern ein positiver, ja ich verneine nur, um zu bejahen; ich verneine
nur das phantastische Scheinwesen der Theologie und Religion, um das
wirkliche Wesen des Menschen zu bejahen. Mit keinem Worte hat man
größern Unfug in neuerer Zeit getrieben, als mit dem Worte negativ.
Wenn ich auf dem Gebiete der Erkenntniß, der Wissenschaft etwas ver—
neine, so muß ich dafür Gründe angeben. Gründe aber lehren, gewäh—
ren Licht, schaffen Erkenntniß in mir; jede wissenschaftliche Verneinung
Wn ist ein positiver Geistesact. Allerdings ist es eine Folge meiner Lehre,
Mmoe daß kein Gott ist, d. h. kein abstractes, unsinnliches, von der Natur
Vy 7* und dem Menschen unterschiedenes Wesen, welches über das Schicksal
9 der Welt und Menschheit nach seinem Wohlgefallen entscheidet; aber
m diese Verneinung ist nur eine Folge von der Erkenntniß des Wesens
Gottes, von der Erkenntniß, daß dieses Wesen nichts Andres ausdrückt
als einerseits das Wesen der Natur, andererseits das Wesen des
Menschen. Allerdings kann man diese Lehre, weil Alles in der Welt
einen Spitznamen haben soll, Atheismus nennen, aber man muß nur
nicht vergessen, daß mit diesem Namen gar nichts gesagt ist, so wenig
als mit dem entgegengesetzten Namen Theismus. Theos, Gott ist ein
bloßer Name, der alles Mögliche befaßt, dessen Inhalt so verschieden ist,
als die Zeiten und Menschen es sind; es kommt daher darauf an, was
einer unter Gott versteht. So war z. B, noch im vorigen Jahrhundert
die Bedeutung dieses Wortes von der christlichen Orthodoxie in so pe—
5 dantisch enge Gränzen eingeschlossen, daß selbst Plato fuͤr einen Atheisten
mn. galt, weil er nicht die Schöpfung aus Nichts gelehrt, folglich den