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F die Thiere selbst, sondern „in denselben eigentlich Gott verehren“. Was
kann man denn in den Thieren anders verehren, als eben die thierische
Natur oder Wesenheit? Plutarch sagt in seiner Schrift: Isis und Osiris
bei Gelegenheit der ägyptischen Thierverehrung: „wenn die besten Phi⸗—
losophen in den seelenlosen Dingen selbst Bilder der Gottheit erblickten,
wie viel mehr sind diese in den fühlenden und lebendigen Wesen aufzu—
suchen. Aber die allein sind zu loben, die nicht diese Wesen und
Dinge selbst, sondern durch sie (O oνανν oder mittels derselben das
Göttliche verehren. Es ist billig einzusehen, daß nichts Seelenloses
besser als das Seelenvolle, nichts Fühlloses vortrefflicher als das Füh⸗
lende; denn nicht in Farben oder Figuren oder Glattheiten ist die gött—
liche Natur, denn das Lebloseste ist das Schlechteste. Was aber lebt,
sieht, sich bewegt und unterscheidet das Nützliche und Schädliche, hat
einen Theil der Vorsehung in sich, welche das Universum regiert, wie
Heraklit sagt“. Liegt der Grund der Verehrung der Thiere nicht also
doch in ihnen selbst? Ist das göttliche Wesen wesentlich unterschieden
von der thierischen Natur, so kann ich es nicht in oder vermittelst der⸗
selben verehren, denn ich finde keine Bilder der Gottheit, keine Gottähn—
lichkeiten in ihr; ist aber das Gegentheil der Fall, so ist auch der ge—
machte Unterschied gleichgültig. Wer die Götter thierisch vorstellt und
abbildet, der verehrt unbewußt die Thiere selbst, wenn er es gleich vor
seinem Bewußtsein und Verstand läugnet.
4) Schön ist auch die Lobrede des Plinius in seiner Naturgeschichte
auf die Sonne. „In der Mitte der sogenannten Irrsterne läuft die
Sonne von ungeheurer Größe und Macht, nicht nur der Zeiten und
Länder, sondern auch selbst der Gestirne und des Himmels Regiererin
Diese müssen wir, wenn wir ihre Wirkungen erwägen für die Seele, be—
stimmter für den Geist der ganzen Welt, diese für die vorzüglichste Re—
I gentin und Gottheit der Natur halten. Diese liefert das Licht der Welt