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ser Gelegenheit, daß nicht nur die Heiden, sondern auch die Christen
keineswegs etwa nur die Pantheisten - Natur und Gott stets ver⸗
binden und selbst identificiren, da h. Natur statt Gott
setzen. Nur einige Beispiele: In istorum populorum moribus, sagt
J. Barclajus in seinem leon Animorum, licet . . Naturae divitias
numerarè, quae tot habitus mentiumque variarum impetus una memn—
broyum similitudine obtexit. Selbst Melanchthon sagt in seinem
Liber de anima: Sapienter cavitarehitectatrix natura bei
der Gallenblase, ferner bei der Lunge: Quio gonsilio natura cir—
cumdederit cordi pulmonem, officia ejus declarant. Und Erasmus
erklärt in seinen Adagien die Redensart cum Diis pugnare also: Quid
enim gigantum more beHlare cum Diis nisi na turae repugnare?
12 Dies zeigt sich insbesondere an der Vorstellung vom Tode
überhaupt, dem größten Uebel in den Augen des ungebildeten Menschen.
Der Mensch weiß ursprünglich nicht, was der Tod ist, noch weniger,
was sein Grund. Der Mensch ist ein absoluter Egoist; er kann sich
keine Verneinung seiner Wünsche, folglich kein Ende seines Lebens den—
ken, denn er wünscht ja zu leben. Er weiß überhaupt nichts von der
Natur, nichts von einem vom menschlichen Wesen und Willen unter—
schiedenen Wesen; wie sollte er also den Tod als etwas Natürliches oder
gar Nothwendiges fassen können? Der Tod hat daher für ihn einen
menschlichen, persönlichen, willkürlichen Grund; aber der Tod ist ein
Uebel, etwas Böses, also ist seine Ursache der Neid der Götter, welche
dem Menschen kein Glück, keine Freude gönnen — „Neidisch bist du
Hades ⸗ heißt es in einem Epigramm der Erinna — oder der Zorn der
Götter wegen irgend einer ihnen angethanen Beleidigung, — so glau⸗
ben z. B. die Tongainsulaner nach W. Mariner: „Nachrichten über
die freundschaftlichen oder die Tongainseln“, daß jedes menschliche
hrir⸗⸗ Ungemach von den Göttern wegen Vernachlässigung einer religiösen