Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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25) Da die alten Heiden, namentlich die Griechen, alle nicht nur 
körperlichen, sondern auch geistigen Güter und Kräfte als Götter oder 
Gaben der Götter betrachteten, und einsahen, daß ohne Tugend und 
Verstand oder Weisheit es kein Glück giebt — „verderblich, sagt z. B. 
Hesiod, ist dem armen Sterblichen die Ungerechtigkeit“, und Solon: 
„Reichthum wünsche ich wohl zu haben, aber nicht auf ungerechte 
Weise“ — so waren allerdings nicht nur materielle, sondern auch geistige 
Güter Gegenstände ihrer Wünsche und Gebete. Beginnen ja die Dichter 
stets ihre Gesänge mit Gebeten an die Götter! Aber sie kannten aller— l 
dings keine von den äußerlichen Gütern unabhängige Tugend — daher u 
die Klage der Dichter über das Unglück der Armuth, weil sie die Men— ab 
schen verderbe, zu niedriger Gesinnungs- und Handlungsweise zwinge, J 
— „o Plutos (Reichthum)! schönster und liebenswürdigster aller Götter, 
heißt es z. B. bei Theognis, mit dir werde ich, bin ich gleich schlecht, 3 
ein guter Mann“ — eben so wenig eine von den körperlichen Gütern wit 
unabhangige Glückseligkeit. So heißt es z. B. in einem griechischen 
Skolion, einem Gebet an die Hygiea, die Göttin der Gesundheit: „ohne 
dich ist Niemand glücklich!“ Kennt doch selbst noch Aristoteles keine von und 
den aͤußern „zeitlichen Gütern“ unabhängige Tugend und Glückseligkeit. . 
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26) Allerdings vergötterten die Heiden auch die Armuth, das Un— 
glück, die Krankheit. Aber der Unterschied ist nur der: das Gute ist 
etwas Erwünschtes, das Ueble oder Böse etwas Verwünschtes. 
So heißt es z. B. beim Theognis: O elende Armuth! warum willst du 
nicht zu einem andern Manne gehen, warum liebst du mich wider mei— 
nen Willen? Geh doch weg von mir! 
27) Weil ich im „Wesen des Christenthums“ und anderwärts 
nicht moralisirt, nicht üͤber die Sünde geheult, nicht einmal ihr ein be—
	        
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