Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

u 2 allein das Gehör, er an * andern wird in der 
553 — Kirche Gottes erfordert“. Es erhellt hieraus, nebenbei bemerkt, wie 
2 oberflächlich es ist, wenn man bei der Religion, namentlich ihren ersten 
* Erklärungsgründen, mit den hohlen Phrasen vom Absoluten, Ueber— 
22 sinnlichen und Unendlichen kommt, thut, als hätte der Mensch keine 
Sinne, als kämen sie nicht bei der Religion in Rechnung. Ohne Sinne 
l hh ist überall sinnlos die Rede des Menschen. Doch zurück von dieser 
ir Zwischenbemerkung. Es bestätigt sich ferner jene Erklärung dadurch, 
daß selbst auch die Christen, welche doch, wenigstens theoretisch, der Re— 
nnle ligion einen rein übersinnlichen, göttlichen Ursprung und Charakter bei— 
t n chi legen, hauptsächlich nur in den Vorfällen und Momenten des Lebens, 
seil Nud⸗ welche die Furcht des Menschen erregen, religiös gestimmt sind. Als 
t Ust un z. B. Se. Majestät der regierende König von Preußen, der von den 
he Mllysoh heutigen frommen Christen als der vorzugsweise „christliche König“ be— 
Vustund nit zeichnete und verehrte König, den vereinigten Landtag ausschrieb, so ver— 
nit güßttn ordnete er, daß in allen Kirchen der Beistand des göttlichen Wesens an— 
den öltu⸗ gefleht werde. Was war aber der Grund dieser religiösen Regung und 
t als dn Verordnung Sr. Majestät? Nur die Furcht, daß die bösen Gelüste der 
Himur det Neuzeit die bei dem Entwurf des vereinigten Landtags, diesem Meister— 
L stücke der christlich germanischen Staatskunst, gefaßten Pläne und Ge— 
VWVWR danken auf eine störende Weise durchkreuzen möchten. Als, um ein 
mige sih n anderes Beispiel zu geben, vor einigen Jahren die Ernte spaͤrlich ausge⸗ 
hengenhe fallen war, da wurde in allen christlichen Kirchen aufs Innigste und 
mn g Heißeste der liebe Gott um seinen Segen angefleht; da wurden selbst 
besondere Bet- und Bußtage veranstaltet. Was war der Grund? die 
un Furcht vor Hungersnoth. Eben daher kommt es auch, daß die Chri— 
9 sten alles mögliche Kreuz den Ungläubigen und „Gottlosen“ auf den 
h eshie Hals wünschen und daher, übrigens natürlich blos aus christlicher Liebe 
Vnt, vie und Seelsorge, die größte Schadenfreude haben, wenn ihnen ein Unglück 
in On widerfährt, weil sie glauben, daß sie dadurch zu Gott bekehrt, glaubig, 
hen religiös gestimmt werden. Die christlichen Theologen und Gelehrten 
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