wissen will, wenn ich ihn als das Ziel des Menschen bestimme, so wenig
will ich die Natur im Sinne der Theologie oder des Pantheismus ver—
göttert wissen, wenn ich sie als den Grund der menschlichen Existenz,
als das Wesen, von dem sich der Mensch abhängig, von dem er sich
unzertrennlich wissen soll, bestimme. So gut ich ein menschliches In⸗
dividuum verehren und lieben kann, ohne es deswegen zu vergöttern,
ohne selbst deswegen seine Fehler und Mängel zu übersehen, eben so
gut kann ich auch die Natur als das Wesen, ohne welches ich Nichts
bin, anerkennen, ohne deswegen ihren Mangel an Herz, Verstand und
Bewußtsein, die sie erst im Menschen bekommt, zu vergessen, ohne also
in den Fehler der Naturreligion und des philosophischen Pantheismus
zu verfallen, die Natur zu einem Gotte zu machen. Die wahre Bil—
dung und wahre Aufgabe des Menschen ist, die Dinge zu nehmen und
zu behandeln, wie sie sind, nicht mehr, aber auch nicht weniger
aus ihnen zu machen, als sie sind. Die Naturreligion, der Pantheis—
mus macht aber zu viel aus der Natur, wie umgekehrt der Idealismus,
der Theismus, der Christianismus zu wenig aus ihr macht, sie eigent⸗
lich zu gar Nichts macht. Unsere Aufgabe ist es, die Extreme, die
Superlative oder Uebertreibungen des religiösen Affects zu vermeiden,
die Natur als das zu betrachten, zu behandeln und zu verehren, was
sie ist — als unsere Mutter. So gut wir aber unserer menschlichen
Mutter die ihr gebührende Achtung angedeihen lassen, nicht, um sie zu
verehren, die Schranken ihrer Individualität, ihres weiblichen Wesens
überhaupt zu vergessen brauchen, so gut wir im Verhältniß zur mensch—
lichen Mutter nicht blos auf dem Standpunkt des Kindes stehen bleiben,
sondern ihr mit freiem männlichen Bewußtsein gegenübertreten, eben so gut
sollen wir auch die Natur nicht mit den Augen religiöser Kinder, sondern
mit den Augen des erwachsenen, selbstbewußten Menschen betrachten.
Die alten Völker, welche alles Mögliche im Uebermaß ihres religiösen
Affectes und demüthigen Sinnes als Gott verehrten, die fast Alles nur
mit religiösen Augen ansahen, nannten auch die Eltern, wie es z. B.