ll
Siebente Vorlesung.
Wir sind mit der Behauptung, daß der Mensch in den Thieren
sich selbst verehrt — eine Behauptung, die selbst nicht durch den ian
Thiercultus umgestoßen wird, für den sich keine culturgeschichtlichen,
rationellen Gruͤnde angeben lassen, der seine Existenz nur der Furcht en
oder selbst besonderen Zufälligkeiten oder Idiosynkrasieen verdankt, denn *
wo der Mensch ein Wesen ohne Grund verehrt, da vergegenständlicht du
er in demselben nur seine eigene Tollheit und Verrücktheit — wir sind,
sage ich, mit dieser Behauptung auf den wichtigsten Satz des Para⸗
graphen gekommen, auf den Satz, daß der Mensch Das, wovon er sein
Leben abhängig weiß oder glaubt, als Gott verehrt, daß eben deswegen
in dem Gegenstand der Verehrung nur der Werth zum Vorschein, u
zur Anschauung kommt, den er auf sein Leben, auf sich überhaupt uen
legt, daß folglich die Verehrung Gottes von der Verehrung des Men⸗
schen abhängt. Dieser Satz ist zwar nur eine Vorausnahme, eine
Anticipation des Resultats und weiteren Verlaufs dieser Vorlesungen; n
weil er aber schon in diesem Paragraphen vorkommt, weil er für meine en
ganze Entwickelung und Auffassung der Religion von der groͤßten Wich⸗
tigkeit ist, so möge er auch schon bei dieser Gelegenheit, bei dem Thier—
cultus, der namentlich, sofern ihm ein vernuͤnftiger Sinn zu Grunde
liegt, die Wahrheit dieses Satzes bestätigt und veranschaulicht, zur
Sprache kommen.