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12.
und Göttinnen, wie Athene oder Minerva, Diana, insbesondere
aber Zeus. Aber die Furcht hat selbst schon nicht nur im Gehei—
men den Wunsch zu ihrer Voraussetzung, denn man fürchtet nur
das zu verlieren, was man zu erhalten wünscht, sondern sie wird
auch ausdrücklich von dem Wunsche beseelt, das furchtbare Wesen
zu begütigen, in ein wenn auch nicht gutes, doch wenigstens nicht
schädliches, verderbliches Wesen zu verwandeln. Selbst Krank⸗
heiten und Seuchen errichtet der Mensch Tempel und Altäre, aber
nur weil er wünscht und glaubt, durch diese Huldigungen sie sich
hold und unschädlich zu machen, morbisque et multis etiam
pestihus, dum eas placatas trepido metu cupimus. (Plin.
Hist. Nat. 2, 7. 8. 5.) Die Erinyen (Rachegötter), bemerkt
zum Oedipus auf Kolonos (V. 106) der Scholiast (ed. Elmsley),
nennt er süße, holde, damit sie ihm nicht böse werden, d Eo
viag νÊ νν, νοα αανν ννννν. Nicht
also die Furcht für sich selbst, wie die Alten sagten, sondern der
Wunsch der Furcht, daß nichts zu fürchten sei, macht Götter.
Wer Götter, sagt richtig Martial (8, 24, 6), in Gold oder Mar—
mor bildet, der macht nicht Götter; wer bittet (anfleht, anbetet),
der macht sie, qui rogat, ille facit. Aber der Kern der ver—
götternden Bitte ist der Wunsch.
Der Glückseligkeitswunsch.
Der Wunsch ist der Ursprung der Götter, der Wunsch der Ur—
sprung, das Grundwesen, das Princip der Religion. Aber wel—
cher Wunsch? Der Wunsch eines gelungenen Gedichts, wenn der
Mensch als Dichter zu den Musen, der Wunsch zu siegen, wenn er