Full text: Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums (9. Band)

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Pforte des Todes öffnet sich nimmer auf Gebete. Die Wünsche 
bewegen nur die himmlischen Götter. Vota movent superos. 
Aber was sind denn Götter, die keine Wünsche mehr bewegen und 
beseelen? Dasselbe, was Menschen ohne Wünsche sind: Todte, 
Leichen, höchstens, wie bei den Griechen, schöne, aber eiskalte 
Bildsäulen. 
Kunst und Religion. 
Für den Kunstkenner und Kunstliebhaber hat freilich die Bild— 
säule für sich selbst als bloßes Kunstwerk ein lebendiges Interesse, 
aber für den religiösen Griechen selbst war sie zugleich ein Gott, 
d. h. ein noch ganz andere als nur ästhetische Wünsche befriedi— 
gendes, ein nicht nur ideales oder gar speculatives, sondern wirk— 
liches, „empirisch“ wirkliches, von den „gemeinen“, ja wohl sehr 
gemeinen, weil allgemeinen Wünschen und Bedürfnissen des Lebens 
bewegtes, selbst von Angst und Furcht vor bevorstehendem Un— 
gluüͤck — wie unästhetisch! sit venia verbo! — in Schweiß ver— 
setztes Wesen. Quid cum Cumis Apollo sudavit, Capuae 
Vietoria? (Cic. de Div.) Die Götterstatuen waren so umhan— 
gen von Votivtafeln, Kränzen, Gewändern und sonstigen Ge— 
schenken wegen glücklich zu überstehender oder bereits überstandener 
Noth, so beschmutzt und abgerieben von den Händen der Hülfs— 
bedürftigen, so abgeschleckt von den Küssen, aber nicht der ersten, 
idealistischen Liebe, welcher der bloße Kuß schon ein Gott, höch— 
stes Glück und höchstes Wesen ist, sondern der mehr verlangenden, 
der gemeinen, ja wohl sehr gemeinen Liebe, daß ihr antiquarischer 
und ästhetischer Werth durch diese Zudringlichkeiten der religiösen 
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