Full text: Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums (9. Band)

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ter wird die Jungfrau nur, wenn sie ihre Jungfrauschaft aufgibt, 
der Schande des Materialismus, der Noth der Geburtswehen sich 
unterwirft. Die Kunst ist die Blume der Religion, aber nicht die 
Blume, die Frucht ist, wenigstens für den Menschen, der letzte 
Sinn der Pflanze. Die Blume erfreut uns mit Farben und 
Wohlgerüchen; aber nur die Frucht enthält die Bestandtheile, die 
Stoffe, auf die sich die Existenz und das Wesen selbst der Menschen 
und Götter gründet. Der Tempel der Kunst ist allein der Ehre und 
dem Ruhme der Götter geweiht, aber — wohl gemerkt! — nur we⸗ 
gen der Wohlthaten, die sie dem Menschen außer dem Tempel 
erweisen. Wo der Mensch seine Güter, da hat er auch seine Göt⸗ 
ter, seine Religion, aber diese Güter finden sich nicht im Tempel; 
dnν ò νναον, uα α ν ονααα, ubi enim utili- 
tas, ibi pietas, sagt Epictet. Ench. 36.) 
Der Fluch. 
„Die Götter sind die wunscherfüllenden Wesen.“ Welche 
Einseitigkeit, welche Willkühr! Kann man nicht mit demselben 
Recht den entgegengesetzten Satz aufstellen: die Götter sind die 
wunschverneinenden Wesen? Ist dieß nicht selbst in dem oben für 
das Gegentheil angeführten Verse Homers: „aber nicht alle Ge⸗ 
danken und Wünsche des Menschen verwirklicht Zeus“ deutlich 
ausgesprochen? Sagt nicht Homer ausdrücklich: „doch Zeus 
selber ertheilt, der Olympier, jeglichem Menschen, Edlen so wie 
Geringen nach eigener Wahl ihr Verhängniß?“ (O. 6, 
188.) „Gott aber gewährt dieß, jenes versagt er, was sein 
Herz auch immer beschließt, denn er herrschet mit Allmacht?“ 
15.
	        
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