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nun koste ihm seinen ersten Sohn, und wenn er ihre Thore setzet, das
koste ihm seinen jüngsten Sohn.“ (Josua 6, 26.) Und dieser
Fluch wurde buchstäblich wahr. (1. Kön. 16, 34.) Wenn der
Israelite sein Weib im Verdacht eines Ehebruchs hatte, so führte
er sie in den Tempel vor den Priester, und dieser ließ sie schwö—
ren, indem er ihr ein mit verderblichen Flüchen gleichsam ge—
schwängertes oder vergiftetes Wasser zu trinken gab, welches ihr
im Falle verläugneten Ehebruchs Schwinden der Hüften und
Aufschwellen des Leibes, nach H. Michaelis (Mos. Recht 53. Th.
g. 263) scharfsinniger Diagnose die hydropsis ovarii verursachte.
Der Priester sagte bei diesem Gottesurtheil, worin der eben ge—
nannte gelehrte Herr sogar einen Beweis von „der göttlichen Sen—
dung Mosis“ erblickt, 4. Mos. 5, 21: „der Herr setze dich zum
Fluch und zum Schwur“, d. h. zu einem Beispiel des Fluchs und
Meineids, „unter deinem Volke, daß der Herr deine Hüfte schwin⸗
den und deinen Bauch schwellen lasse.“ Aber es könnte hier
ebenso gut statt: „der Herr“ der Fluch stehen und heißen: der
Fluch wider den weiblichen Ehebruch setze dich zu einem ab—
schreckenden Beispiel seiner göttlichen Allgewalt! Es ist mit dem
Fluche, wie mit dem Wunsche, dem Gebete überhaupt. „Gott
ist allmächtig“, aber auch „das Gebet ist allmächtig.“ „Des
Gerechten Gebet, heißt es in der Bibel, vermag viel, wenn es
ernstlich ist. Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen
(retten, heilen), und der Herr wird ihn aufrichten“ (Jac. 5, 15.
16), — ein Satz, in dem zugleich die Wirksamkeit des Gebets
und die des Herrn ausgesprochen ist, wie in dem oben aus Livius
angeführten Satze zugleich die Wirksamkeit der Götter und die
* Wirksamkeit der Flüche. 135]
et, da