vu lcsen selben Psalm Vers 16, wo es heißt: „Du machst satt, sättigst“,
d. h. „erfüllst alles was lebt mit Wohlgefallen“, wie Luther, „mit
Lust, mit dem, was sie wünschen“, wie de Wette, mit „Gnade“,
wie E. Meier, „mit Wohlthaten“, beneßicia, wie Gesenius, mit
Segen, benedictione, oder mit dem, was sie wünschen, optatis
oder prouti oplant, wie ältere lateinische Uebersetzer übersetzen.
Es ist aber, wenn auch nicht von dem engherzigen Standpunkt
der Theologie, doch von dem universelleren und höheren Stand—
punkt der Anthropologie aus, völlig einerlei, ob man (objectiv)
mit Gnade oder (subjectiv) mit Lust, mit Segen oder mit Wunsch
übersetzt; denn dasselbe, was die Lust, ist die Gnade, nur ver—
gegenständlicht als die Ursache der Lust. Freude macht nur Andern,
wer selber Freude an der Freude hat, im Beglücken glücklich ist.
Indem Gott die Wünsche der lebendigen Wesen erfüllt, erfüllt er
m seinen eignen Wunsch, das Verlangen, daß ihr Verlangen gestillt
e sh.v werde, denn er ist, wie es wenigstens in eben demselben Psalm
Vunsher⸗ V. 9 heißt, Allem gut 20, und „wünscht“, will pon nicht
nur, wie es in dem Rachepsalm 35, 27 heißt, das Heil seines
hiußerlichen Dieners, sondern das Heil aller seiner Geschöpfe, denn über alle
e tin. Go seine Werke ist, erstreckt sich sein Erbarmen Hn — ein, neben⸗
n den ille bei bemerkt, herrliches, tief materialistisches Wort, denn es kommt
snnt her von Bärmutter, Mutterleib und bedeutet die Eingeweide,
als Sitz der Sympathie, des Mitleidens, der Liebe, dann diese
selbst, das neutestamentliche caνννν. „Gnädig und Barm—
herzig“ gehört aber zusammen. Das Wort Ae0o, αν im N. T.
vereint beides in sich. Gnade folgt auf Barmherzigkeit, wie
Freuden auf Leiden, auf Mitleiden. Das griechische Wort für
Gnade bedeutet ursprünglich Freude xccαο: xα.
Was die Gebete, dasselbe sagen, ja noch freimüthiger, die
bloßen Wünsche, welche zu ihrem Lieblingsausdruck die Götter
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