Full text: Theogonie nach den Quellen des classischen, hebräischen und christlichen Alterthums (9. Band)

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erhört, sagt Plinius im Schlußgebet seines Panegyricus an den 
capitolinischen Jupiter, unsre Gebete gegen einen schlechten Für— 
sten, erhöre nun auch unsre Wünsche für einen Fürsten, der das 
gerade Gegentheil davon ist. Hier steht zwar das Wünschen 
optare dem imprecari entgegen, welches Fluchen bedeutet — so 
übersetzt es auch Schäfer — aber der Fluch ist ja seinem ursprüng⸗ 
lichen Sinn nach auch ein Gebet, auch ein an die Götter gerichte— 
ter Wunsch, daher preces: Gebet, Bitte, auch Verfluchung be— 
deutet, und imprecari kommt ja selbst her von precari, wie der 1 
deutsche Fluch von Flehen (Clauberg, Ars Etym. 1663, p 39). 
„Dieß wünsch ich für euch, sagt Ovid in seinen Fasten (1, 695) 
am Schluß eines Gebetes an Ceres und Tellus, dieß wünscht 
euch optate ihr Bauern, und die beiden Göttinnen mögen diese 
Bitten oder Wünsche preces giltig, wirklich machen, efficiatque 
ratas utraque diva preces. Also sollen sich die Menschen nichts 
wünschen? wirft sich Juvenal ein in der 10. Satyre (346), nach⸗ 
dem er die Thorheit der menschlichen Wünsche gezeigt. Nein! 
antwortet er darauf, aber sie sollen nur beten, daß ein gesunder 
Sinn in einem gesunden Leibe sei. Orandum est, aber es könnte 
eben so gut stehen: optandum est. Auch bei Cicero kommt die 
Redensart vor: etwas von den Göttern erwünschen, a Diis im- 
mortalihus optare. (Nizolius, Thes. Cic. unter opto und voveo.) 
Die Bitte ist übrigens so unzertrennlich vom Wunsche, daß auch 
da, wo wie bei den hebräischen Worten, welche ein Suchen, Fra— 
gen, Fordern, Bitten ausdrücken, wie z. B. R in den Lexiken 
wenigstens gewöhnlich das Wort Wunsch fehlt, doch die Sache 
nicht fehlt, denn man sucht, verlangt, erbittet sich nur, was man 
begehrt und wünscht. Daher heißt im Griechischen déoα be- 
dürfen, nöthig haben, verlangen, wünschen, bitten, déöyd Be—⸗ 
dürfniß, Bitte. Und im Hebräischen bedeutet 2 Blasen wer⸗
	        
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