Full text: Fortschritte in der Metallographie

Beitrag zur Isolierung eutektischer Karbide und Darstellung 
ihrer Raumform 
REIMUND GUGGENBICHLER, FRIEDRICH RIEDL. 
(Eisenwerk Sulzau-Werfen, R. & E. Weinberger) 
1. Einleitung und Problem 
Den Erzeuger verschleißfester Eisen-Gußwerkstoffe, wie z. B. Nihard oder Hartguß, interes- 
sieren besonders die Karbide, von deren Menge, Verteilung und Zusammensetzung der 
Verschleißwiderstand des Werkstoffes stark beeinflußt wird. Auf der Suche nach einem 
Verfahren zur quantitativen Karbidbestimmung wurden die verschiedensten Verfahren 
erprobt, die aus der Literatur bekannt waren. 
Die Bestimmung des Karbidanteiles durch Reflexion zu vollziehen, wie sie von Rose und 
Mathesius' beschrieben wurde, scheiterte an den vorhandenen Einrichtungen. Messungen mit 
dem Fernsehmikroskop ergaben zu große Streuungen, so daß eine so teure Einrichtung nicht 
zu rechtfertigen war. 
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde viel Arbeit aufgewendet, auf naßchemischen Wegen 
Gefügebestandteile im Stahl zu isolieren. Das Hauptinteresse galt dabei den Schlacken und 
den Karbiden. Die Arbeit von W. Koch? sei erwähnt, um nur einen Namen zu nennen. 
Derartige Methoden wurden z. B. auch von Plöckinger? verwendet, um die Desoxydations- 
produkte und damit die Desoxydationsvorgänge bei der Stahlerzeugung zu studieren. Mit 
Gußeisen hat man sich weit weniger beschäftigt. Hier wurde nur die Arbeit von D. Gras“ 
bekannt, der ein Isolationsverfahren für Gußeisen entwickelte, wobei er von pulverisierten 
Proben ausging. 
2. Entwicklung des Verfahrens 
Die Beobachtung des selektiven Angriffes von Ätzmitteln bei der Entwicklung des Gefüges 
an metallographischen Schliffen ließ vermuten, daß selbst ein tiefgreifender Angriff die 
Karbide verschonen würde. Die potentiostatischen Ätzverfahren, wie sie H. Lüdering® 
beschreibt, ermutigten uns, eigene Wege zu beschreiten. Ein Potentiostat stand nicht zur 
Verfügung, doch konnten Potentialmessungen mit einem Röhrenvoltmeter durchgeführt 
werden. Da der Lösungsvorgang von der Größe der anzugreifenden Oberfläche beeinflußt 
wird, wurde von einer plättchenförmigen Probe ausgegangen, ca. 1 cm? groß und 0,2 mm 
dick. 
Im Vorversuch wurde ein solches Plättchen an einem Platindraht hängend in 6 %ige alkohol. 
Salpetersäure getaucht und der Lösungsvorgang beobachtet (Fig. 1). Das Plättchen behielt 
die blanke, geschliffene Oberfläche lange Zeit, während das Grundmetall gelöst wurde, was 
an der Schlierenbildung erkennbar war. Nach einiger Zeit verfärbte sich auch das Karbid. Der 
Lösungsvorgang erfolgte offensichtlich in Stufen. 
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