15 Jahre österreichische Entwicklungsarbeiten in der Metallmikroskopie
FRITZ GABLER, KLAUS PETER SCHINDL
(C. Reichert Optische Werke AG, Wien)
1. Einleitung
Die ersten österreichischen Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Metallmikroskopie
liegen schon viel weiter zurück; aber gerade in den letzten 15 Jahren setzte eine besonders
intensive Entwicklung auf diesem Sektor der Mikroskopie ein, bedingt durch den Auf-
schwung der Industrie, die für neue Verfahren bessere Untersuchungsmethoden brauchte.
Die Entwicklung beschränkte sich nicht nur auf die Verbesserung vorhandener Geräte und
bekannter mikroskopischer Methoden; einige der bei C. Reichert entwickelten Geräte haben
der Metallmikroskopie neue Möglichkeiten eröffnet und neue Anwendungsgebiete erschlos-
sen.
Der Ausgangspunkt dieser Entwicklung war das gestürzte Universal-Kameramikroskop, das
schon von seiner Konzeption her als ausbaufähiges Gerät vorlag und sich daher auch für die
Durchführung spezieller Untersuchungsmethoden, die zum Zeitpunkt seiner Konstruktion
noch weitgehend unbekannt waren, als besonders geeignet erwies (Fig. 1).
2, Entwicklungsarbeiten
2,1. Verfahren
2.1.1. Kontrastverfahren
Zunächst erlaubte dieses Metallmikroskop die Verwendung jener Kontrastverfahren, die
heute bereits als klassisch bezeichnet werden können: Dunkelfeld, Schrägbeleuchtung,
Polarisation und Phasenkontrast. Zu diesen Verfahren gesellte sich in letzter Zeit der
differentielle Interferenzkontrast nach Nomarski! ; er beruht auf der polarisationsoptischen
Aufspaltung des mikroskopischen Bildes in zwei Teilbilder, die zwischen gekreuzten
Polarisationsfiltern zur Interferenz gelangen und ein Phasenobjekt, das bei gewöhnlicher
Hellfeldbeleuchtung unsichtbar ist, als kontrastreiches Relief abbilden. Nun rühren
Phasendifferenzen bei Auflichtobjekten in den meisten Fällen von Unebenheiten der
Oberfläche und nur in geringem Maße von Phasensprüngen bei der Reflexion des Lichts an
verschiedenen Medien her. Das sichtbare Relief entspricht also meistens — mit stark
überhöhtem Effekt — den tatsächlichen Unebenheiten (Fig. 2). Die plastische Wirkung des
Bildes und die einfache Bedienbarkeit der Einrichtung erklären die große Bedeutung, die der
differentielle Interferenzkontrast in wenigen Jahren erlangen konnte.
2.1.2, Messungen am Objekt
Die reine Beobachtung des Objekts genügt aber nicht. Zur Identifizierung von Objekten und
zur objektiven Erfassung von Veränderungen, die beispielsweise durch mechanische oder
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