Die Frage, die von uns gestellt wurde und die eingangs schon angeklungen ist, war die, wie
weit der Jominy-Versuch auch Aussagen über die Normalglühung bzw. die Luftvergütung
unterschiedlich dicker Grobbleche aus hochfesten, schweißbaren Baustählen zuläßt.
Dazu haben wir — im Koordinatensystem eines üblichen Umwandlungsschaubildes —
Abkühlkurven von Grobblechen unterschiedlicher Dicken für Wasser-, Luft - und Preßluft-
abkühlung zusammengestellt. Fig. 1 soll lediglich schematisch die Bereiche zeigen, in denen
eine Aussage des Stirnabschreckversuches wünschenswert wäre. Dazu haben wir die Abkühl-
kurven im Kern der Blechmitte von ca. 5 m* großen Grobblechen unterschiedlicher Dicke
(5, 20, 50 und 100 mm) nach Austenitisierung bei 900° C gemessen. Die voll ausgezogenen
Kurven geben den Abkühlungsverlauf bei Abschrecken mit Wasser in einer Quette an.
Die gestrichelten Kurven zeigen den Abkühlverlauf bei Preßluftkühlung (mit Ventilatoren)
und die strichpunktierten Kurven gelten bei Abkühlung an ruhiger Luft. Vergleichsweise ist
auch — kurz und dick gestrichelt — die Abkühlungskurve für 80 mm Stirnflächenabstand des
üblichen und bekannten Stirnabschreckversuches nach dem Stahl- und Eisenprüfblatt
1650—61° eingetragen. Sie stellt etwa das Äußerste dar, das im üblichen Stirnabschreck-
versuch erreichbar ist, und gestattet eine Aussage über die Abkühlung eines über 100 mm
dicken Bleches bei Wasserabschreckung, gemessen im Kern des Bleches, über die Abkühlung
eines etwa 7 mm dicken Bleches bei Preßluftabkühlung oder eines rund 5 mm dicken Bleches
bei Abkühlung in ruhiger Luft,
Eine weitergehende Aussage, vor allem eine Aussage über den ganzen Bereich der Luftab-
kühlungen und Preßluftabkühlungen dickerer Grobbleche — rechts dieser Vergleichskurve —
ist beim genannten Stirnabschreckversuch nicht vorgesehen.
Wie eingangs bereits erwähnt wurde, sind es aber gerade diese Bereiche von Abkühlungs-
bedingungen, die oft sehr unterschiedliche Aushärtung und damit eine wesentliche
Beeinflussung höherfester, schweißbarer Baustähle ergeben.
Wir haben uns daher vorerst die Frage gestellt, wieweit der Stirnabschreckversuch abgeändert
werden kann, um diese Bereiche von Abkühlungsgeschwindigkeiten oder zumindest einen
Teil davon zu erfassen.
Zu Anfang unserer Versuche und vor allem nach dem Studium der vielversprechenden
Bemerkungen in der Literatur ging unser Optimismus soweit, daß wir der Meinung waren,
zur Erreichung äquivalenter Abkühlkurven entsprechend hundert Millimetern Blechdicke
und Abkühlung in Preßluft oder ruhiger Luft wäre nur eine verhältnismäßig einfache
Änderung und Ergänzung des Versuches notwendig. Diese Ansicht hat sich jedoch nicht
bewahrheitet. Die Bilder 2 bis 8 zeigen eine Reihe von Versuchsanordnungen, die wir im
Hinblick darauf untersucht haben, welche Abkühlungsbedingungen zu erreichen wären.
Für die Messungen der Abkühlkurven haben wir eine Jominy-Probe aus St 52 mit Thermo-
elementen über die Probenlänge bestückt und jeweils die Abkühlverläufe, während der
Versuche gemessen. Insbesonders wurde in den Abständen 1, 5, 25 und 80 mm von der
Stirnfläche gemessen.
Die Abkühlungskurven an einer Standard-Jominy-Probe (nach Stahl-Eisenprüfblatt
1650—61) haben wir ebenfalls ermittelt und bei allen folgenden Versuchen als Vergleichs-
kurven (dünne Linien) eingezeichnet (Versuchsanordnung 1).
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