2.6. „Blinde“ Warmhärte-Prüfgeräte
Das geringe Echo, das die Heizmikroskope für die Mikro-Härteprüfung bisher in Europa
gefunden haben, besagt nicht, daß hier überhaupt kein Interesse für die Warmhärte-Prüfung
existiert. Vielmehr werden einige Warmhärte-Prüfgeräte angeboten, die nicht mit einem
Mikroskop konstruktiv kombiniert sind, sondern bei denen die Ausmessung der Härte-Ein-
drücke an den erkalteten Proben außerhalb des Prüfgerätes mit einem separaten Meßmikros-
kop vorgenommen wird.
In Schweden hat BOFORS?5 ein solches Gerät auf den Markt gebracht; in Frankreich ist
eines von RENAULT?® und ein anderes von IRSID*7 entwickelt worden. In den USA sind
eine ganze Reihe von Warmhärte-Prüfgeräten in Benutzung, darunter solche von GENERAL
ELECTRIC??, dem BATTELLE-Institut in Columbus? *, der NRC°° und verschiedenen
Stahlfirmen?!. Das perfektionierteste Gerät stammt wohl von J. H. Westbrook*? , einem
Pionier der Warmhärte-Prüfung bei GENERAL ELECTRIC.
3. Anwendungsbeispiele für Heizmikroskope mit Mikrohärteprüfer
Die Ausübung der Mikrohärte-Prüfung bei höherer Temperatur in einem Heizmikroskop, also
mit Sichtkontrolle, ist bereits für eine ganze Reihe von Anwendungsfällen mit Erfolg erprobt
worden.
Mit dem Heizmikroskop IMASCH—9—66, in dem die Proben simultan einer Zugbean-
spruchung unterworfen werden können, hat M. G. Lozinsky”° die Verfestigung während der
Verformung in Abhängigkeit von Zugspannung und Temperatur durch Mikrohärte-Messung
studiert. Y. Yamane!® erwähnt, daß solche Untersuchungen auch mit dem japanischen Gerät
vorgenommen worden sind. Man kann auf diese Weise die Temperatur bestimmen, bei der
die Geschwindigkeit der Verfestigung gleich der der Rekristallisation ist, bei der also das
Warmverformungsgebiet beginnt®. Das ist aufschlußreich für die Warmumformung durch
Schmieden, Warmwalzen und Strangpressen.
Auch der umgekehrte Vorgang, das Einsetzen und die Kinetik der Erholung und Rekristalli-
sation von verformten Werkstoffen, ist ein‘ dankbares Gebiet für die Warmmikrohärte-
Prüfung. N
K. L. Maurer‘! vis 13 hat die Aushärtungs-Kinetik von Al-Cu-Legierungen untersucht und
z. B. Aushärtungs-Isothermen von verschiedenen Körnern einer Probe aus Al1/5 Gew.-% Cu
bei 150°C aufgenommen. Die Empfindlichkeit der Methode ist daran erkennbar, daß die
Isothermen von 3 Körnern um bis zu 20 kp/mm? differieren. Analoge Untersuchungen hat
M. G. Lozinsky?° durchgeführt, wobei er Unterschiede in der Aushärtung von Korngrenzen-
Bereichen und Kornmitten gefunden hat.
Ferner kann man durch Aufnahme von Härte/Temperatur-Kurven die plastische Anisotropie
von hexagonalen Metallkristallen nachweisen. Als Beispiel bringt Fig. 4 solche Kurven von
Ruthenium-Einkristallen, die J. D. Baird?? gemessen hat. Die untere Kurve gilt für eine
Fläche, die mit der Basis einen Winkel von 89° bildet, also praktisch für eine Prismen-Fläche;
die mittlere Kurve bezieht sich auf eine Fläche, die 80° und die obere Kurve auf eine Fläche,
die 17° gegen die Basis geneigt ist.
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