Full text: Fortschritte in der Metallographie

L = effektive Kameralänge. Hierin ist die Möglichkeit einer sehr präzisen Orientierungs- 
bestimmung begründet. Für die Auswerteverfahren sei auf die erwähnten früheren Arbeiten 
verwiesen !> 2» 6» 7» 8 Auch, wenn nur ein einziger Kikuchi-Pol vorliegt, ist eine genaue 
Orientierungsbestimmung möglich” . (Ein „Kikuchi-Pol“ ist die Zonenachse [uvw], die sich 
als Kreuzprodukt aus den Millerschen Indizes zweier Paare von Kikuchilinien auf dem 
Leuchtschirm ergibt.) 
2.2, Schwerpunktmethode 
Fällt eine niedrig indizierte Richtung im Gitter zufällig genau mit dem Primärstrahl P 
zusammen, so ist das entstehende Beugungspunktmuster auch in den Intensitäten 
symmetrisch zu P (Laue-Fall). Eine Verkippung des Kristalls um € um eine Achse senkrecht 
zu P verschiebt den „Schwerpunkt“ des Punktdiagramms ebenfalls um a, wobei wieder gilt 
€= % /L. Die hierdurch erzielbare Genauigkeit ist etwas geringer als mit Hilfe der 
Kikuchi-Linien!» ?. 
2.3. Verfahren nach Ryder und Pitsch 
Für den Fall, daß Beugungspunkte aus mehreren Laue-Zonen auftreten, läßt sich nach P. L. 
Ryder und W. Pitsch‘? *> 10 die genaue Orientierung als eine Art sinnvoll gewichtetes Mittel 
aus denjenigen Orientierungen bestimmen, welche aus den einzelnen Laue-Zonen (mit 
geringerer Genauigkeit) folgen würden. In günstigen Fällen läßt sich nahezu derselbe Grad an 
Genauigkeit erreichen wie mittels Kikuchi-Linien. 
2.4, Spurenmethoden 
Sonderfälle mit der Möglichkeit recht genauer Orientierungsbestimmungen liegen vor, wenn 
das Präparat die Spuren kristallographisch bekannter Ebenen oder Richtungen enthält, wie 
z. B. von Stapelfehlern, Gleitebenen oder als Habitusebenen von Ausscheidungen‘ * bis as 
Es lassen sich dann elementare geometrische Formeln sowohl zur Bestimmung der Orien- 
tierung als auch der Schichtdicke ableiten?» 1!» 12 
3. Zweideutigkeit bei der Orientierungsbestimmung 
3.1. Die „180°-Zweideutigkeit“ 
Wegen der sehr kleinen Beugungswinkel (© = 0... 1°) bei der Beugung von 100 kV- 
Elektronen an Kristallen liegen die reflektierenden Netzebenen alle nahezu parallel zum 
Primärstrahl P. Bei einer Drehung des Kristalls um 180° um P als Achse* gehen aber alle 
diese Netzebenen in sich selbst über. Deshalb sind die beiden Beugungsbilder, die vor bzw. 
nach einer 180°-Drehung um P entstehen, identisch. Die zugehörigen Kristallorientierungen 
sind aber im allgemeinen völlig verschieden (Fig. 1). Diese 180°-Zweideutigkeit tritt grund- 
sätzlich bei allen Kristallsystemen auf. In der Indizierung entspricht sie einer Multiplikation 
aller Reflex-Indizes (hkl) mit dem Faktor -1, während die Indizierung der Foliennormalen 
[uvw], d. h. der Kristallachse parallel P, unverändert bleibt. Die 180°-Zweideutigkeit liegt 
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