Elektronenmikroskopische Untersuchungen von Versetzungen
in verformtem Alpha-Eisen
P. SKALICKY
(Institut für angewandte Physik, Technische Hochschule Wien)
Die kennzeichnende Größe einer Versetzung ist ihr Burgers-Vektor, der aus elektronen-
mikroskopischen Aufnahmen bestimmt werden kann. Hierzu wird meist das Kriterium der
Unsichtbarkeit in einem bestimmten Reflex benützt, das darauf beruht, daß Versetzungen
unsichtbar werden, wenn ihr Burgers-Vektor senkrecht auf den Beugungsvektor steht. Diese
Unsichtbarkeitskriterien unterliegen jedoch verschiedenen Einschränkungen, die vom
Charakter der Versetzung und, wie neuere Untersuchungen zeigen, auch von den elastischen
Konstanten des Kristalles abhängen. So können z. B. selbst reine Schraubenversetzungen, die
senkrecht zum Beugungsvektor verlaufen, in stark anisotropen Materialien trotzdem sichtbar
sein. Aber selbst die nicht besonders stark ausgeprägte Anisotropie von a-Eisen (A — 2,4)
reicht hin, um in bestimmten Fällen die Unsichtbarkeitskriterien merklich zu verletzen. Da
die bedenkenlose Anwendung dieser Kriterien daher zu Fehlern in der Burgers-Vektor-
Bestimmung führen kann, wird am Beispiel von Versetzungen in a-Eisen gezeigt, wie die
Identifikation von Versetzungen durch Vergleich mit Computer-simulierten Bildern des
Versetzungskontrastes durchgeführt werden kann. Das Ergebnis ist, daß die Mehrzahl aller
Versetzungen in schwach verformtem a-Eisen Schraubenversetzungen mit Burgers-Vektoren
vom Typ a/2. (111) sind.
(Bei Redaktionsschluß lag kein Manuskript vor.)
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