Full text: Fortschritte in der Metallographie

untere Streuwert dementsprechend aus dem unteren Wert beim Farbumschlag Null und dem 
oberen Wert beim Farbumschlag 5 berechnet. Es zeigt sich, daß die Anisotropie des Härte- 
wertes, der sich in der Härtedifferenz ausdrückt, mit zunehmendem Aluminiumgehalt stark 
ansteigt, während er mit zunehmendem Sauerstoffgehalt möglicherweise nach kurzem 
Anstieg abfällt. Oberhalb 5 Gew.-% wird bei Aluminiumzusatz ein steilerer Anstieg beob- 
achtet als im Bereich zwischen 0 und 5 Gew.-% Aluminium. 
4. Einfluß von Aluminium und Sauerstoff auf das Umwandlungsgefüge 
Die Umwandlung des kubischraumzentrierten ß-Titans bzw. B-Titan-Mischkristalls in den 
entsprechenden hexagonalen a-Kristall verläuft nach Gesetzmäßigkeiten, die zuerst von 
Burgers an Zirkonium gefunden wurden? >. Demnach kommt die hexagonale Basisebene 
(0002) parallel zu der (110)-Fläche von ß zu liegen, wobei gleichzeitig noch die Richtungen 
[1120]4 und [11 le parallel liegen. Da jede kubische Zelle sechs (110)-Ebenen enthält, jede 
dieser Ebenen zwei [111]-Richtungen, die wieder je einer [1120]-Richtung parallel liegen, 
resultieren allein aus der Abkühlung zwölf verschiedene Möglichkeiten der Anordnung. 
Die a-Keimbildung beginnt beim Abkühlen im Lichtbogenofen durch die wassergekühlte 
Kokille an der Schmelzblockunterseite. Der Umwandlungsbereich wächst dann in Richtung 
des Wärmegradienten an die Oberfläche des Schmelzblocks. Eine orientierungsabhängige 
Kontraktion von Körnern verschiedener Orientierung macht sich an der Oberfläche der 
Schmelzblockproben durch eine starke Reliefbildung bemerkbar, wie in Fig. 10a bis d an 
Durchstrahlungsaufnahmen von verschiedenen Abdruckproben zu erkennen ist, Eine Gesetz- 
mäßigkeit in der Breite und Anordnung der a-Lamellen mit zunehmendem Aluminium- bzw. 
Sauerstoffgehalt konnte nicht gefunden werden. 
Die 8/a-Umwandlung ist mit einer orientierungsabhängigen Dilatation von bis zu etwa 0,3 % 
verbunden, die auf die Abweichung des hexagonalen Gitters von der idealen Kugelpackung 
zurückzuführen ist?®, und die bei entsprechender Korngröße eine plastische Verformung 
benachbarter Körner verursacht. Bei der Abkühlung der a-Kristallite kontrahiert sich die 
c-Achse um fast 20 % stärker als die a-Achse. So würde z. B. ein Einkristall von 1 cm Höhe 
bei einer Abkühlung vom Umwandlungspunkt auf Raumtemperatur in c-Richtung um 
0,1 mm, in a-Richtung um ungefähr 0,08 mm kürzer werden. Im polykristallinen Verband 
entstehen durch die gegenseitige Beeinflussung der Nachbarkristallite Zug- und Druck- 
spannungen, die von der Korngröße und der gegenseitigen Orientierung der Körner abhängig 
sind und die bei Überschreitung der kritischen Schubspannung Abgleitung bzw. Zwillings- 
bildung hervorrufen können. Die dabei auftretende plastische Verformung läßt sich durch 
Durchstrahlungsaufnahmen von gedünnten Folien nachweisen. Fig. 11 zeigt für eine 
TiA1l4,2-Probe eine Durchstrahlungsaufnahme, die eine ähnliche Versetzungsstruktur auf- 
weist wie die um etwa 5 % kaltverformten Proben von Fig. 1. 
5. Diskussion und Zusammenfassung 
Untersuchungen im polarisierten Licht und Mikrohärtemessungen an 100 g-Schmelz- 
blöckchen von Titan technischer Reinheit und an Titanlegierungen mit 2,5 bis 7,4 Gew.-% 
Aluminium bzw. 0,07 bis 4 Gew.-% Sauerstoff ergaben neben der bekannten Mischkristall- 
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