Schnellverfahren in der präparativen Metallographie —
elektrolytisch-mechanisches Schleifen und Wischpolieren
JÜRGEN JUST
(Forschung der Rheinstahl Gießerei AG, Gelsenkirchen)
1. Aufgabenstellung
Für die unmittelbar in den Produktionsgang eingeschaltete Kontrolle einer laufenden Ferti-
gung haben sich metallographische Untersuchungsverfahren neben spektralanalytischen,
technologischen oder zerstörungsfreien Methoden bisher kaum durchsetzen können.
Als Ursachen gelten vor allem
die Dauer der Probenpräparation und
die Subjektivität der Auswertung.
Durch Einführung geeigneter Richtreihen kann die Auswertung metallographischer Proben
objektiviert und beschleunigt werden. Ohnedies wird sich in Kürze die quantitative auto-
matische Gefügeauswertung mit dem Fernsehmikroskop durchsetzen.
Welches der bekanntgewordenen Schnellverfahren für die Probenpräparation eingesetzt wird,
muß nach Prüfung der jeweiligen Anforderungen und Gegebenheiten entschieden werden. Im
Laboratorium des Verfassers sind ständig nebeneinander zu bewältigen:
Täglich rund 100 Betriebskontrollproben, die vorrangig durchgezogen werden müssen, weil
über das Ergebnis die Fertigung in drei Gießereien gesteuert wird.
Forschungsreihen (alle Arten von graphitischen und karbidischen Gußeisenlegierungen sowie
Stahlguß). Die Ergebnisse dienen der Werkstoffentwicklung der Gießereien des Rheinstahl-
Konzerns.
Schadensfalluntersuchungen.
Die beiden letztgenannten Gruppen verlangen hohe Oberflächengüten, während bei den
Kontrollproben völlige Kratzerfreiheit nicht gewährleistet sein muß.
Bei der Auswahl von geeigneten Präparationsmethoden — einen Überblick gibt das „Hand-
buch der Mikroskopie in der Technik‘“1 — waren folgende Forderungen zu erfüllen:
Die Verfahren mußten wesentlich schneller als die konventionellen mechanischen Schleif-
und Polierverfahren sein.
Die Oberflächengüte mußte der mechanischen Präparation mindestens gleichwertig sein.
Die Arbeitsweise mußte weitgehend unabhängig von der Schliffgröße und -form sein.
Alle in Frage kommenden Fe-C-Legierungen mußten bearbeitet werden können.
Angelernte Arbeitskräfte mußten die Methoden beherrschen.
Die Verfahren sollten ungefährlich und billig sein.
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