Full text: Fortschritte in der Metallographie

ab (Bild 7). Nach 40 sek. sind vereinzelt noch Zunderreste auf 
der Oberfläche zu sehen. Die gebeizte Stahloberflidche erscheint 
relativ rauh im Vergleich zu der des bei 650°C aufgewickelten 
Bandes. 
Was ist die Ursache der verzogerten Zunderentfernung? In dem ge- 
dtzten metallographischen Querschliff ist zu erkennen, daß der 
Zunder neben Magnetit und feinverteiltem Eisen etwa 40 % unzer- 
fallenen Restwiistit enthält (Bild 8). Außerdem ist die Schicht- 
dicke um etwa 4 pam dicker. Die 10 sek. lang gebeizte und queran- 
geschliffene Probe zeigt, dal die Risse vorwiegend schräg zur 
Stahloberfldche und bevorzugt in magnetitischen Bereichen ver- 
laufen. Die Wiistitanteile bleiben weitgehend von Rissen verschont, 
Nach 20 sek. Sdureangriff ist der Zunder zum Teil aufgelöst wor- 
den. Die Wiistitphase geht dabei bevorzugt in Losung. 
3.3 Hohe Haspeltemperatur (750°¢) 
Die zur Untersuchung vorliegenden Proben des bei 750°C aufge- 
haspelten Bandes waren hinter dem Streckbiegegeriist entnommen. 
So wird auch das Vorhandensein der zahlreichen Risse im Zunder 
verständlich. Wie aus Bild 9 hervorgeht, erfolgt die Entzunderung 
überwiegend durch Auflösung und nur in geringem Umfang durch Ab- 
sprengen von Zunderteilchen. Selbst nach 50 sek, sind noch Zun- 
derreste auf der Stahloberfläche vorhanden. Sie weisen viele 
Löcher auf (Bild 9c). Infolge der langen Beizzeit von 70 sek. 
bis zur zunderfreien Oberfläche ist die Stahloberfläche rauh ge- 
worden. 
Die Zunderschicht ist mit 12 pm dicker als an den bei niedrigen 
Temperaturen aufgewickelten Warmbändern (Bild 10a). Die Eisen- 
oxidschicht besteht überwiegend aus eutektoidisch zerfallenem, 
ehemaligem Wüstit. Auffällig ist die außerordentlich rauhe Aus- 
bildung der Phasengrenze Stahl - Zunder. Die halbinselförmig in 
die Zunderschicht hineinragenden Metallteilchen dürften während 
der sehr langsamen Abkühlung im Coil durch Ausscheidung aus dem 
Wüstit entstanden sein. 
Obwohl nach 10 sek. Beizzeit eine große Anzahl von Rissen im Zun- 
der vorliegt, die auch senkrecht zur Probenoberfläche bis zur 
Stahloberfläche verlaufen, platzen nur kleinste Zunderteilchen ab 
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