Full text: Fortschritte in der Metallographie

EINFLUSS DER GLUHDAUER BEI 900°C AUF GEFUGEAUSBILDUNG UND 
MECHANISCHE EIGENSCHAFTEN DES WERKSTOFFS G-X 50 CrNiNb 30 30 
U. Gramberg und U, Mütze-Kelterbaum 
Bayer AG, Leverkusen 
In der chemischen Technologie werden die Werkstoffe vielfach bis an 
die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht. Dies gilt nicht nur 
im Hinblick auf korrosive Betriebsbedingungen, sondern auch fiir 
thermische Beanspruchungen. Ein Beispiel - über das im folgenden be- 
richtet wird - sind Reformieröfen. Diese werden im Rahmen der Syn- 
these von Ammoniak, Methanol u.a, eingesetzt. Derartige Öfen sind 
recht einfach konstruiert: In die senkrecht eingebauten Rohre mit 
Längen bis 15 m, Durchmessern um 100 mm und Wanddicken um 20 mm 
wird ein Gemisch aus gasförmigem Produkt und Wasserdampf mit Tempe- 
raturen um 500°C und einem Druck von ca. 20 bar eingegeben. 
Im Ofen wird das Gasgemisch auf Temperaturen bis ca. 850°C erhitzt; 
es ist realistisch, Rohrwandtemperaturen um 900°C anzusetzen. 
Für derartige Rohre hat sich als Werkstoff austenitischer Schleuder- 
guß mit Chrom- und Nickelgehalten zwischen 20 und 35 % sowie ggf. 
mit Sonderzusätzen anderer Legierungselemente bewährt (1 bis 7). 
Diesem Bericht liegt ein Werkstoff mit je 30 % Chrom und Nickel so- 
wie 0,5 % Niob und ca. 0,5 % Kohlenstoff zugrunde, 
SCHADENSFALL 
Ausgangspunkt für die Untersuchung war ein Schadensfall, der sich 
nach dreijähriger Betriebszeit am letzten Rohr der Reihe in einem 
Reformierofen ereignet hatte. Direkt unterhalb der Deckendurchfiih- 
rung kam es zum Sprddbruch dieses Rohres, Bild 1. 
Schadensursache waren kritische Betriebsbedingungen, die zu einer 
unzulässigen thermischen Dehnung der Rohrreihe geführt hatten. In 
deren Folge war es zu einer erheblichen Biegung des letzten Rohres 
mit maximalem Biegemoment im Bereich der Deckendurchführung ge- 
kommen. 
Die damit verbundene mechanische Beanspruchung konnte aufgrund einer 
Materialversprödung nicht durch eine plastische Verformung abgebaut 
werden, so daß ein spröder Bruch erfolgte. Dieser Schadensablauf 
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