£
'
Dies setzt eine umfassende Kenntnis der einzusctzenden Werkstoffe,
nicht nur ihrer Gefügeausbildung, sondern auch ihrer Kennwerte und
Einsatzmöglichkeiten voraus,
Im folgenden werden die hauptsächlichen Einsatzgebiete der Metallo-
graphie in einem Chemiewerk beschrieben, die wie folgt gegliedert
werden können:
1) Eingangskontrolle der Werkstoffe
2) Anlagenüberwachung zur Wahrung der Anlagensicherheit
3) Schadensuntersuchungen.
1) Eingangskontrolle
Metallographische Untersuchungen im Rahmen der Eingangskontrolle
sind zum Uberpriifen des Lieferzustandes von bestelltem Halbzeug,
wie Blechen, nahtlosen Rohren und vergiitetem Rundmaterial, notwen-
dig. Außerdem müssen z.B. lidngsnahtgeschweiBte Rohre in bezug auf
Schweißnahtgüte, Form und Maßhaltigkeit untersucht werden. An fer-
tig angelieferten Apparaten und Apparateteilen werden bei Verdacht
Makroätzverfahren zum Nachweis von unzulässigen Reparaturschweiß-
stellen angewendet. Zerstörungsfreie Untersuchungen mit Hilfe von
Oberflédchenanschliffen und Gefiigeabdriicken dienen z.B. an Pumpen- ©
teilen aus GuBeisen mit Kugelgraphit dazu, anhand von Richtreihen ‘
die Graphitform, den Anteil an kugeligen Sphirolithen und ihre 7
Größe sowie die Mikrogefügeausbildung zu beurteilen,
Als Beispiel für eine Eingangskontrolle kann die Überprüfung der
Korrosionsbeständigkeit eines Bleches aus dem spziell für Salpeter-
säurebeanspruchung geeigneten Werkstoffs 1.4335 gelten. Bei den in
azeotroper Salpetersäure bei Rückflußtemperatur durchgeführten
Korrosionsversuchen ergaben sich unverständlich hohe Abtragungsra- +
ten in der Größenordnung von 0,8 mm/a. Nach dem Korrosionsversuch
wurde an einem Schliff festgestellt, daß durch eine falsche End-
wärmebehandlung beim Hersteller der Blechwerkstoff starke Ausschei- ;
dungen von Karbiden auf den Korngrenzen aufweist (linkes Bild Ab-
bildung 1). Bekanntermaßen führen diese perlschnurartigen Ausschei-
dungen zu einer Anfälligkeit des Werkstoffs für interkristalline
Korrosion, Nach einer labormäßig durchgeführten Lösungsglühung bei
1080 °C mit anschließendem Abschrecken in Wasser waren die Korn-
600