Object: Sebastian Finsterwalder zum 75. Geburtstage am 4. Oktober 1937

kammern vorhandenen Anlegerahmen in seiner ersten Form. (Vgl. auch „Die 
Terrainaufnahme mittels Photogrammetrie“, Bayer. Industrie- und 
Gewerbeblatt, München 1890.) Als Aufnahmemethode diente die Meßtischphotogram 
metrie mit anschließender punktweiser Rekonstruktion des Objektes. Eine Besonder 
heit der Auswertung war die Verwendung der Konturen des Objektes zur Zeichnung 
der Höhenkurven. Es geschah dies auf Grund der Überlegung, daß Horizontalschnitte 
der vom Standpunkt an die Kontur gelegten Kegelfläche die zu konstruierenden Höhen 
schichten berühren müssen. Das Ergebnis der Aufnahme war eine Karte im Maßstab 
1:10 000, die an Genauigkeit die bisherigen Aufnahmen des K. u. K. Militär-Geogra 
phischen Institutes bei weitem übertraf und selbst durch eine 1912 stereophotogram 
metrisch erfolgte Neuaufnahme an Genauigkeit nicht wesentlich übertroffen wurde. Eine 
weitere Frucht der Aufnahmetätigkeit am Vernagtferner war die Konstruktion eines 
besonders leistungsfähigen Phototheodoliten für Forschungsarbeiten (,.P hotogra m - 
metrischer Theodolit für Hocligebirgsaufnahme n“, Zeitschrift für 
Instrumentenkunde 1895 und Zentral-Zeitung für Optik und Mechanik 1897). Dieser 
Phototheodolit zeichnet sich durch große Stabilität und geringes Gewicht aus und ist 
besonders dadurch charakterisiert, daß das in einem vertikalen Schlitten verschiebbare 
Objektiv der Kammer zugleidi als Fernrohrobjektiv und die Rahmenmarken der Kam 
mer als Strichplatten des Fernrohres verwendet werden. Das Gerät wird nach mehr als 
40 Jahren auch heute noch als „leichte Feldausrüstung für Forschungsreisende“ durch die 
Firma Carl Zeiss gebaut (vgl. u.a. „Die Photogrammetrie des Hochgebir 
ges für wissenschaftliche Zwecke“, Vorträge bei der II. Hauptversamm 
lung der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie 1926, Berlin 1927, S. 111). 
Außer mit Aufgaben der terrestrischen Photogrammetrie beschäftigte sich Finster- 
walder um die Jahrhundertwende mit allgemeinen photogrammetrischen Fragen, Das 
Ergebnis dieser Studien war die Abhandlung „D i e geometrischen Grund 
lagen der Photogrammetrie“, Leipzig 1899 |S. 17] 1 . Diese Abhandlung beschränkt 
sich zwar auf die Theorie der Photogrammetrie, sie enthält jedoch die Grundlagen für 
die wichtigsten Methoden der praktischen Photogrammetrie: Wir finden die Grundlage 
für das Vierpunktverfahren, die während des Krieges zu so umfangreicher Anwendung 
gelangte „Papierstreifenmethode“ für die rasche Übertragung einzelner Punkte aus dem 
Bild in die Karte |S. 19l. Wir finden weiter die Methode für die Rekonstruktion eines 
Objektes aus zwei Bildern bei bekannter innerer Orientierung [S. 26]. Völlig klar ist 
hier die Methode der gegenseitigen Orientierung zweier Bilder angedeutet, wie sie heute 
in größtem Umfang in der Aerophotogrammetrie angewandt wird, indem Finsterwalder 
schreibt: „Zur Rekonstruktion beachte man, daß nunmehr die beiden projizierenden 
Strahlenbündel bekannt sind und es nur mehr darauf ankommt, sie in solche Lage zu 
einander zu bringen, daß entsprechende Strahlen sich schneiden.“ Klar ist auch aus 
gesprochen. daß nach erfolgter gegenseitiger Orientierung der Maßstab des Objektes 
bestimmt ist. wenn in dem rekonstruierten Objekt einschließlich der Standpunkte eine 
Länge bekannt ist. Wir finden weiter die Methode vorgezeichnet, Maße mit Hilfe eines 
bekannten Vergleichsobjektes zu rekonstruieren [S. 27], wie sie in vereinfachter Form 
in der Kriminalphotogrammetrie nach Heindl uns wieder begegnet. Wir finden ferner 
eine Methode zur Rekonstruktion des Objektes bei bekannter Symmetrie |S. 29], wie sie 
später von Zaar bei der Photogrammetrie mit Spiegelbildern verwendet wurde. Wir 1 
1 Die Seitenzahlen [...] beziehen sich auf die vorliegende Festschrift.
	        
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