kammern vorhandenen Anlegerahmen in seiner ersten Form. (Vgl. auch „Die
Terrainaufnahme mittels Photogrammetrie“, Bayer. Industrie- und
Gewerbeblatt, München 1890.) Als Aufnahmemethode diente die Meßtischphotogram
metrie mit anschließender punktweiser Rekonstruktion des Objektes. Eine Besonder
heit der Auswertung war die Verwendung der Konturen des Objektes zur Zeichnung
der Höhenkurven. Es geschah dies auf Grund der Überlegung, daß Horizontalschnitte
der vom Standpunkt an die Kontur gelegten Kegelfläche die zu konstruierenden Höhen
schichten berühren müssen. Das Ergebnis der Aufnahme war eine Karte im Maßstab
1:10 000, die an Genauigkeit die bisherigen Aufnahmen des K. u. K. Militär-Geogra
phischen Institutes bei weitem übertraf und selbst durch eine 1912 stereophotogram
metrisch erfolgte Neuaufnahme an Genauigkeit nicht wesentlich übertroffen wurde. Eine
weitere Frucht der Aufnahmetätigkeit am Vernagtferner war die Konstruktion eines
besonders leistungsfähigen Phototheodoliten für Forschungsarbeiten (,.P hotogra m -
metrischer Theodolit für Hocligebirgsaufnahme n“, Zeitschrift für
Instrumentenkunde 1895 und Zentral-Zeitung für Optik und Mechanik 1897). Dieser
Phototheodolit zeichnet sich durch große Stabilität und geringes Gewicht aus und ist
besonders dadurch charakterisiert, daß das in einem vertikalen Schlitten verschiebbare
Objektiv der Kammer zugleidi als Fernrohrobjektiv und die Rahmenmarken der Kam
mer als Strichplatten des Fernrohres verwendet werden. Das Gerät wird nach mehr als
40 Jahren auch heute noch als „leichte Feldausrüstung für Forschungsreisende“ durch die
Firma Carl Zeiss gebaut (vgl. u.a. „Die Photogrammetrie des Hochgebir
ges für wissenschaftliche Zwecke“, Vorträge bei der II. Hauptversamm
lung der Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie 1926, Berlin 1927, S. 111).
Außer mit Aufgaben der terrestrischen Photogrammetrie beschäftigte sich Finster-
walder um die Jahrhundertwende mit allgemeinen photogrammetrischen Fragen, Das
Ergebnis dieser Studien war die Abhandlung „D i e geometrischen Grund
lagen der Photogrammetrie“, Leipzig 1899 |S. 17] 1 . Diese Abhandlung beschränkt
sich zwar auf die Theorie der Photogrammetrie, sie enthält jedoch die Grundlagen für
die wichtigsten Methoden der praktischen Photogrammetrie: Wir finden die Grundlage
für das Vierpunktverfahren, die während des Krieges zu so umfangreicher Anwendung
gelangte „Papierstreifenmethode“ für die rasche Übertragung einzelner Punkte aus dem
Bild in die Karte |S. 19l. Wir finden weiter die Methode für die Rekonstruktion eines
Objektes aus zwei Bildern bei bekannter innerer Orientierung [S. 26]. Völlig klar ist
hier die Methode der gegenseitigen Orientierung zweier Bilder angedeutet, wie sie heute
in größtem Umfang in der Aerophotogrammetrie angewandt wird, indem Finsterwalder
schreibt: „Zur Rekonstruktion beachte man, daß nunmehr die beiden projizierenden
Strahlenbündel bekannt sind und es nur mehr darauf ankommt, sie in solche Lage zu
einander zu bringen, daß entsprechende Strahlen sich schneiden.“ Klar ist auch aus
gesprochen. daß nach erfolgter gegenseitiger Orientierung der Maßstab des Objektes
bestimmt ist. wenn in dem rekonstruierten Objekt einschließlich der Standpunkte eine
Länge bekannt ist. Wir finden weiter die Methode vorgezeichnet, Maße mit Hilfe eines
bekannten Vergleichsobjektes zu rekonstruieren [S. 27], wie sie in vereinfachter Form
in der Kriminalphotogrammetrie nach Heindl uns wieder begegnet. Wir finden ferner
eine Methode zur Rekonstruktion des Objektes bei bekannter Symmetrie |S. 29], wie sie
später von Zaar bei der Photogrammetrie mit Spiegelbildern verwendet wurde. Wir 1
1 Die Seitenzahlen [...] beziehen sich auf die vorliegende Festschrift.