Full text: Metallographie - Stähle, Verbundwerkstoffe, Schadensfälle

(1) Variation_der_Erstarrungsgeschwindigkeit 
Die Gefügeausbildung, und damit die Volumenanteile der einzelnen 
Phasen sowie deren Verteilung, wird bei gegebener chemischer Zu- 
sammensetzung im wesentlichen durch die jeweilige Erstarrungsge- 
schwindigkeit geprägt. In Abb. 4 ist der Einfluß der Erstarrungs- 
geschwindigkeit auf die Gefügeausbildung dargestellt. Mit zuneh- 
mender Abkühlungsgeschwindigkeit nimmt infolge der Unterkühlung 
die Zahl der pro Zeit- und Volumeneinheit gebildeten Kristallisa- 
tionszentren zu; das Gefüge wird feinkörniger, so daß eine netzar- 
tige Belegung der Korn- und Phasengrenzen mit Carbiden nicht mehr 
erfolgt. Technologisch sind derartige Abkühlungsgeschwindigkeiten 
jedoch bei dickwandigen Gußteilen mit Stückgewichten bis in den 
Tonnen-Bereich nicht realisierbar. 
(2) Hochtemperaturglühung 
Eine andere Möglichkeit, den Carbidgehalt und die -verteilung zu 
kontrollieren und einzustellen, besteht darin, Hochtemperatur- 
glihungen durchzufithren. In Abb. 5 ist der EinfluB der Gliuhtempe- 
ratur im Bereich von 11000 - 1350°C auf den Carbidgehalt darge- 
stellt. Mit zunehmender Glihtemperatur nimmt der Carbidgehalt auf- 
grund der erhdhten C-Loslichkeit ab, so daB das Carbidnetz teil- 
weise aufgelöst wird. Die technologische Nutzung scheitert jedoch 
einerseits an den enormen Kosten für Wärmebehandlungen in diesem 
Temperaturgebiet und andererseits an den, vor allem bei größeren 
Gußteilen, nicht erreichbaren notwendigen Abkühlungsgeschwindig- 
keiten. Darüberhinaus geht die verschleißmindernde Wirkung der 
durch die Glühbehandlung aufgelösten Carbide verloren. 
(3) Metallurgischer Ansatz 
Da eine Beseitigung der Carbidversprödung durch eine Kontrolle 
der Erstarrungsgeschwindigkeit bzw. durch Glühbehandlungen in 
technologischem Maßstab nicht durchführbar ist, soll mit Hilfe 
eines metallurgischen Ansatzes eine gleichmäßigere Carbidvertei- 
lung erzielt werden. 
Die Bildung von primären Carbiden des Typs MC im Ferrit stellt 
eine solche Möglichkeit dar. Ein optimierter MC-Carbidbildnerzu- 
satz könnte etwa gleiche Volumenanteile von MC-Carbiden im Ferrit 
und Chromcarbiden im Austenit erzielen. Ubliche Carbidbildner wie 
Nb, Ti, V, Hf, Ta und Zr sowie mögliche Erscheinungsformen ihrer 
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990) 
158
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.