Full text: Metallographie - Stähle, Verbundwerkstoffe, Schadensfälle

nach technischer Anwendung unzureichend ausfällt. 
Bei der Abkühlung des Verbundwerkstoffes während der Herstellung entstehen auf- 
grund des gegenüber dem Matrixmaterial deutlich geringeren thermischen Ausdeh- 
nungskoeffizienten der Fasern ein thermisch induziertes inneres Spannungsfeld 
im Bereich der Fasern. Analoge Verhältnisse liegen bei partikelformigen Ein- 
schlüssen vor. Die Fehlpassungsspannungen in der Einlagerung und der Matrix 
lassen sich nach verschiedenen Einschlußmodellen /6,7/ näherungsweise in Abhän- 
gigkeit vom Verhältnis der Elastizitätsmoduln, der Querkontraktionszahlen und 
spezifischer Werkstoffkennwerte der beteiligten Komponenten berechnen, wie dies 
exemplarisch in /8/ durchgeführt wurde. Weiterhin haben die geometrischen Ver- 
hältnisse einen deutlichen Einfluß auf die auftretenden Spannungen, so daß für 
größere Einschlüsse ab einem bestimmten maximalen Durchmesser die Streckgrenze 
der Matrix überschritten werden kann. 
Obwohl die Durchmesser der verwendeten A1,0,-Fasern (mittl. ¢ = 3 um) relativ 
klein sind, kann es unter der Wirkung äußerer Beanspruchungen zum Ineinander- 
greifen der Spannungsfelder benachbarter Fasern und in Abhängigkeit vom Abstand 
der Fasern zu einer Überhöhung der inneren Spannungen kommen. Ein wichtiges Ge- 
fügemerkmal von Verbundwerkstoffen stellt somit die mittlere freie Weglänge 7 
zwischen den eingelagerten Fasern, bzw. Partikeln dar. 
Zur Bestimmung der mittleren freien Weglänge zwischen den Fasern in Abhängig- 
keit vom Fasergehalt wurden lichtmikroskopische Schliffe entsprechender Proben 
halbautomatisch vermessen. Die Auswertung erfolgte über 500 Einzeldistanzen je 
Meßspur senkrecht zur Faserebene. ; 
Die Darstellung der Ergebnisse in Bild 7 zeigt ein nahezu lineares Absinken des 
mittleren Abstandes zwischen den Faseroberflächen mit steigenden Fasergehalten 
im untersuchten Intervall von 10% - 30% A1,05-Fasern. Da mit steigender Faser- 
dichte sich die Wahrscheinlichkeit, daß kritische Faserkonstellationen ange- 
häuft vorliegen, erhöht und Sprödbrüche auftreten können, läßt sich aus der 
mindestens erforderlichen freien Weglänge, dem sog. kritischen "Inter Fiber 
Spacing (IFS)", ein kritischer Fasergehalt ableiten. 
Der spezifische Grenzwert eines Werkstoffsystems ist dabei abhängig von der Fa- 
seranordnung, der Matrix sowie dem Wärmebehandlungszustand und richtet sich 
weiterhin nach der Art der Beanspruchung, die mechanisch und/oder durch Tem- 
peraturwechsel verursacht sein können. Beim vorliegenden Verbundwerkstoff ist 
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990) 
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