4. Einschlüsse / Mahldefekte ar
Bei Untersuchungen der Bruchflächen waren teilweise relativ grobe Einschlüsse zu erkennen )
(Abb. 5). Im Längsschliff konnten diese Einschlüsse als schlecht haftende Pulverteilchen, die sehr
häufig und in unterschiedlichen Formen auftreten, identifiziert werden (Abb. 6). Die Teilchen
sind, wenn sie in langgestreckter Form vorliegen, oft aufgebrochen und generell schlecht mit der
Matrix verbunden. An den Grenzflächen zwischen Teilchen und Matrix treten bevorzugt
senkrecht zur Spannungsrichtung häufig Risse auf. vg
Um die Art und Entstehung dieser Teilchen zu klären, wurden Anschliffe von luftverdüstem Al-
Pulver, reaktionsgemahlenem Al+Al,O3-Pulver, sowie bruchauslésende Einschliisse licht- und = 5-7 -
rasterelektronenmikroskopisch untersucht. Fiir die lichtmikroskopische Untersuchung wurden die Een
Proben mit einer heißen Lösung aus 5 bis 25 %iger wässriger Flußsäurelösung, gesättigt mit =
Molybdénsdureanhydrid, gedtzt. Die Einschliisse in der Bruchprobe erscheinen in gedtztem Zu- A
stand je nach Ätzdauer hellbraun bis dunkelblau während der Rest hell bleibt. Das gleiche charak-
teristische Ätzverhalten trifft man bei reaktionsgemahlenem Pulver an (Abb. 7, 8). Das Pulver
wurde äußerst inhomogen verformt. Es gibt Bereiche ohne jede Verformung, in denen noch das
Gußgefüge des luftverdüsten Pulvers sichtbar ist, und Bereiche mit unterschiedlich großen Ver-
mahlgraden. Die Einschlüsse sind offensichtlich Pulverteilchen mit besonders starker Vermahlung
(Abb. 8). Verdüstes Pulver wies keinerlei Besonderheiten des Gefüges auf und wird im weiteren
nicht mehr erwähnt.
Abb. 9 zeigt einen Übergang Einschluß-Grundgefüge im Anschliff der Bruchprobe. Im Grund-
gefüge ist die inhomogene Verteilung der Dispersoide, die sich als Folge der ungleichmäßigen Ver-
mahlung ergibt, zu sehen. Im Einschluß liegt eine äußerst hohe Dichte an Oxidteilchen vor, die
zudem etwas größer erscheinen als im Grundgefüge. Die Grenzfläche ist z.T. mit ca. 0,3 um
dickem Oxid belegt. Dieser Saum ist aber nicht durchgehend, so daß als Ursache für die geringe
Verformbarkeit der Einschlüsse nur die hohe Oxidteilchendichte angenommen wird.
5. Zusammenfassung
In dispersionsverfestigtem Aluminium kénnen neben dem feinkörnigen Ausgangsgefüge durch
thermisch mechanische Verfahren zwei weitere Gefügevarianten eingestellt werden, deren Kriech-
verhalten unterschiedlich ausfällt. Der Kriechfestigkeitsvorteil der grobkörnigen Variante gegen-
über dem Ausgangsmaterial ist überraschenderweise nur gering. Eine gezielte Grobkornglühung,
wie sie in ODS-Superlegierungen durchgeführt wird, erscheint daher nicht sinnvoll, zumal sich
die sekundäre Rekristallisation als empfindlicher Prozeß herausstellte, bei dem feinkörnig rekri-
stallisiertes Gefüge mit wesentlich geringerer Kriechfestigkeit entstehen kann.
Untersuchungen der Mikrostruktur von bruchauslösenden Einschlüssen sowie des gemahlenen
Pulvers ergaben, daB der MahlprozeB nur sehr inhomogene Verformung der Pulverteilchen
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990)
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