8. Kontrastieren des Gefüges
Keramische Werkstoffe lassen sich oft schwierig mikroskopieren, da die Reflexionsunter-
schiede im Gefüge sehr gering sind. Zudem ergeben opake Objekte bei der Betrachtung
im Hellfeld ein besonders bei höheren Vergrößerungen diffuses Gefügebild. Um das
Gefüge einer Keramik kontrastreich auswerten und abbilden zu können, lassen sich ver-
schiedene Ätz- und Konstrastierverfahren anwenden.
Thermisches Ätzen in Luft, Vakuum oder verschiedenen Gasen wird häufig zum Kontra-
stieren von oxidischen Werkstoffen verwendet. Der Temperaturbereich liegt meist
zwischen 1200 bis 1650 °C. Die Ätzzeit kann zwischen 1 bis 2 Stunden betragen.
Aufgrund ihrer hohen Beständigkeit gegenüber Chemikalien müssen Keramiken meist mit
aggressiven Säuregemischen heißgeätzt werden. In der Praxis werden Mischungen aus
Flußsäure, Salzsäure, Phosphorsäure und Salpetersäure verwendet. Es sollte mit Vorsicht
unter einem Abzug geätzt werden.
Elektrolytisches Ätzen ist nicht so gefährlich. Dafür ist es jedoch problematisch, guten
Kontakt und eine gute Leitfähigkeit der Keramik zu gewährleisten.
Erfolgreich kann beispielsweise auch das lonenätzen eingesetzt werden. Zusätzliches
Kontrastieren mit Eisenoxid, Gold oder Silber oder Bedampfen mit Zinktellurid oder
Zinkselenid kann teilweise schon nach der Feinstpolitur zu optimaler Gefügedarstellung
führen.
Optische Ätzverfahren, wie Dunkelfeld, polarisiertes Licht und Differentialinterferenzkon-
trast führen teilweise ebenfalls und auf recht einfache Weise zu guten Ergebnissen
(Abbildungen 13, 14, 15, 16, 17 und 18).
Die Verfasser danken Herrn Doktor Pfaff vom Institut für keramische Komponenten im
Maschinenbau der RWTH Aachen für die freundliche Unterstützung und die Bereitstellung
geeigneten Probenmaterials.
Abbildung 1 wurde freundlicherweise über LOGITECH Ltd. von Plessey Research Lat.,
Caswell, UK, zur Verfügung gestellt.
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990)
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