Full text: Metallographie - Stähle, Verbundwerkstoffe, Schadensfälle

In Glas-Keramik ist ihre Ausbreitung gut zu beobachten [9]. Sie bilden sich in 
denselben Symmetrieebenen wie die Palmqvist-Risse. Der eine Median-RiB liegt 
im Bild 1 kreisformig in der Zeichenebene; der zweite Median-RiB 1auft unter der 
Pruflast keilformig aufgeweitet senkrecht in die Zeichenebene hinein. 
Mit zunehmender Prüflast vergrößern sich die Median- und Palmqvist-Risse. Sie 
wachsen schließlich zu den sogenannten Radial-Rissen zusammen, jedoch erst 
beim Abheben der Prüflast. Folgerichtig wurden diese mit ’R’ bezeichneten Ra- 
dial-Risse in dem Bild 1 auf der rechten Seite gezeichnet, die die Entlastung der 
Probe zeigt. Ihr halbkreisförmiger Verlauf unter der Probenoberfläche entspricht 
in guter Näherung den an Keramik gemachten Beobachtungen [10], [11], [12]. 
Unter Umständen beobachtet man an der Probenoberfläche noch weitere Risse, 
die sich nach der Entlastung als Folge der plastischen Verformung durch freiwer- 
dende Zugspannungen bilden können [5]. Diese Risse werden Lateral-Risse ge- 
nannt und sind im Bild 1 entsprechend mit ’L’ gekennzeichnet. Diese Lateral-Ris- 
se können ein Abplatzen von Oberflächenbereichen besonders spröder Werkstoffe 
bewirken. Aber auch bereits ihr Verlauf bis an die Probenoberfläche kann das 
Ausmessen der Radial-Risse, die allein zur Rißlängenauswertung herangezogen 
werden dürfen, erheblich erschweren oder im Zweifelsfall unmöglich machen. 
Das metellographische Schliffbild Bild 3 eines Härteeindruckes in Mullit ( Prüflast 
98 N ) weist das für die Lateral-Risse typische ”kleeblattförmige” Erscheinungsbild 
auf. Am oberen und am unteren Bildrand sind deutlich Lateralrisse zu erkennen, 
die von links kommend in den Radial-Riß einlaufen. Die Rißspitzen der Radialrisse 
sind für die Längenmessung immer mit großer Sorgfalt zu ermitteln, da zu kurz 
gemessene Rißlängen zu hohe Bruchzähigkeitswerte ergeben würden. 
Im Bild 4 ist schematisch neben dem Schnitt durch einen Härteeindruck nach dem 
Abheben des Härteprüfers die zugehörige Aufsicht auf die Probenoberfläche ge- 
zeichnet. Die Radial- und Lateral-Risse sind entsprechend gekennzeichnet, und 
die für die Auswertung benötigte Rißlänge ’b’ ist als Maß angegeben. 
4. Untersuchte Werkstoffe 
Der hier untersuchte Werkstoff ist Mullit der stöchiometrischen Zusammensetzung 
2 Al, Oz » Si O, (entsprechend ca. 75 Gew.% Al, O; und ca. 25 Gew.% Si O,). Zur 
Verbesserung des bekannt spröden Verhaltens wurden dem Mullit 10 Vol.% und 
20 Vol.% SiC - Partikel und 10 Vol.% und 20 Vol.% SiC - Whisker zugegeben. Die 
SiC - Partikel haben einen mittleren Durchmesser von 2,5 um bis 3,5 um, die SiC 
- Whisker haben einen Durchmesser von ca. 0,6 um und eine Länge zwischen 
10 um und 80 um. 
Die Werkstoffe wurden in Form runder Platten nach dem Schlickerguß- Verfahren 
und durch Heißpressen hergestellt [13]. Die Werkstoffdichte liegt bei allen Proben 
über 99 % der theoretischen Dichte. 
Prakt. Met. Sonderbd. 21 (1990) 
82
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.