Full text: Fortschritte in der Metallographie

Prakt. Met. Sonderband 41 (2009) 189 
Schadensanalysen an Platingeräten 
Jürgen Merker, David F. Lupton’, Friedhold Scholz 
Fachhochschule Jena, Fachbereich SciTec / Werkstofftechnik, 
!W. C. Heraeus GmbH; Hanau 
1 Einleitung 
Eine Vielzahl moderner technischer und chemischer Prozesse wäre ohne die Vielfalt der zur 
Verfügung stehenden Platinapparate und Laborgeräte undenkbar. Platin wird in der chemischen 
Analyse verwendet, da es aufgrund seines inerten Verhaltens die Proben für normale analytische 
Anwendungen nicht verunreinigt und sogar über sehr lange Erwärmungszyklen bei Temperaturen 
über 1000°C an Luft keinen signifikanten Gewichtsverlust zeigt. Die gesamten Vorzüge der 
Platinverwendung können jedoch nur dann ausgeschöpft werden, wenn eine Anzahl einfacher, 
grundlegender Vorsichtsmaßnahmen in der Laborpraxis beachtet werden. Das Hauptrisiko ist die 
„Korrosion“ von Platin, die bereits vor ca. 30 Jahren von Menzel [1] detailliert beschrieben wurde. 
Es ist das Ziel dieses Beitrages, die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen zusammenzufassen und eine 
Anzahl von Fallbeispielen, resultierend aus ungenügender Beachtung in der Praxis, herauszu- 
arbeiten. Für eine detaillierte Behandlung dieses Schwerpunktes im Zusammenhang mit der 
Röntgenfluoreszenzanalvse wird der Leser auf das Buch von Bennett und Oliver [2] verwiesen. 
2 „Platin-Gifte“ und andere schädliche Elemente 
Die Erscheinung, die gewöhnlich als „Platinkorrosion“ bezeichnet wird, ist nicht Korrosion im 
herkömmlichen Sinne von wässriger Korrosion, Rosten usw. Es ist normalerweise die durch eine 
Reaktion von Platin mit einem anderen Element entstandene Verbindung mit einem niedrigeren 
asen. Die Schmelzpunkt und die daraus folgende Bildung eines Eutektikums mit einem noch niedrigeren 
balt Schmelzpunkt zwischen der Verbindung und Platin. Diese Wirkung wird am besten bei der gut 
t. bekannten Reaktion von Arsen mit Platin deutlich. Bild 1 zeigt das Zustandsdiagramm des Systems 
erbindung Pt-As 
eobachten. { EMBED MSPhotoEd.3 } 
En n Bild 1: Zustandsdiagramm des Systems Pt-As [3] 
Lotvorgang . . . . . 
Platin (Schmelztemperatur 1769°C) reagiert mit Arsen unter Bildung der Verbindung As,Pt 
(Schmelzpunkt 1500°C). Diese Verbindung kann dann eine eutektische Zusammensetzung mit 
einem Platingehalt von 72 at.% Pt bilden, welche bei nur 597°C schmilzt. 
Reaktionen dieser Art finden stets an den reaktivsten Bereichen des Platins, im allgemeinen an den 
Korngrenzen des Metalls, statt. So kann die Anwesenheit selbst von geringen Mengen Arsen in 
einer Probe zu lokalem Angriff der Korngrenzen und somit zur Zerstorung des Platins bei 
Temperaturen von weniger als 600°C führen. Arsen ist so ein besonders spektakuläres Beispiel für 
ein ,,Platin-Gift“. Andere Beispiele von „Giften“ sind Phosphor, Bor, Wismut, Silizium, Schwefel 
und eine Anzahl von Schwermetallen, z. B. Blei, Zink, Zinn, Antimon. Selbst wenn diese Elemente 
nur in geringen Konzentrationen vorhanden sind, können diese allmählich in die Korngrenzen des 
Platins diffundieren, wo sie zur Verringerung der Hochtemperaturfestigkeit führen, wie von Fischer 
[4] fiir Platin gezeigt wurde, welches Phosphatglasschmelzen ausgesetzt worden war.
	        
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