240 Prakt. Met. Sonderband 41 (2009)
Bild 3: REM-Aufnahme vom metallografischen Schliff
Die oben gezeigte Gefügestruktur macht deutlich, dass ein komplexes Gefüge mit der bereits er-
wähnten Vielzahl von Grenzflächen vorliegt, siehe auch Bild 3. Kriechporen können sowohl an den
primären Korngrenzen als auch an den Martensitlattengrenzen entstehen. Über die Dekoration der
Martensitlatten mit Ausscheidungen, die im Falle von Laves-Phasen Größen bis in den um-Bereich
erreichen können, besteht über die präparationsbedingte Herauslösung die Möglichkeit der Arte-
fakt-Bildung, d.h. präparationsbedingte Hohlräume werden als Kriechporen erfasst. vgl. Bild 4.
Bild 4: Vergesellschaftung von Hohlräumen mit Einschlüssen bei Probenbruch nach 107658 h in einem Bor-
legierten 10%Cr-Stahl 600°C)
3.2 Ausbildung von Kriechporen
Das metallografische Erscheinungsbild von Kriechporen zeigt Bild 5. Die Ausbildung der Poren im
P91 ist der im X20CrMoV 12-1 ähnlich und weicht von der eher rundlichen F orm in niedriglegierten
Stählen ab. Für die sichere quantitative Bestimmung der Poren ist eine an die martensitischen Stähle
angepasste Präparationstechnik — besonders wenn an Bauteilen Oberflächenabdrücke mit der Repli-
katechnik erstellt werden — erforderlich [1] Es wird nochmals deutlich, dass die Festlegung der Ori-
entierung der Poren zu einer Hauptbeanspruchungsrichtung auch bei erhöhter Porenzahl beim mar-
tensitischen Stahl kaum möglich ist, Bild 6, während der niedrig legierte Stahl aufgrund seiner ein-
facheren Gefügestruktur dies problemlos ermöglicht.