270 Prakt. Met. Sonderband 41 (2009)
Berechnungsmodelle zu überprüfen bzw. neue Modelle zur Beschreibung der zyklischen
plastischen Zone zu entwickeln.
Da die Größe der plastischen Zone direkt mit der äußeren Belastung verknüpft ist, können auch
umgekehrt aus der Größe der zyklischen plastischen Zone Rückschlüsse auf die von außen
aufgebrachte Belastung gezogen werden. Hierdurch bietet sich bei Schadensfalluntersuchungen die
Möglichkeit unzulässig hohe Belastungen direkt am geschädigten Bauteil nachzuweisen.
Bei all diesen Untersuchungen muss in jedem Fall sichergestellt sein, dass durch die
Probenpräparation die Versetzungsstruktur nicht beeinflusst wird. Dies kann nur durch äußerst
schonende mechanische Vorpräparation und abschließende Elektropolitur erreicht werden. Bei
mehrphasigen Legierungen könnte dies aufgrund unterschiedlich starker Auflösung bzw. durch
Herauslösung einzelner Phasen zu Reliefbildung und somit Problemen bei der Detektion der ECCI-
Kontraste führen.
5 Zusammenfassung und Ausblick
Bei den hier untersuchten Cu-OFHC-Proben konnte gezeigt werden, dass die mittels ECCI-Technik
im REM gefundenen Versetzungsstrukturen qualitativ nicht hinter denen vergleichbarer TEM-
Untersuchungen zurückstehen. Dabei ist bei der ECCI-Technik die Probenpräparation wesentlich
weniger aufwändig als bei TEM-Untersuchungen. Zudem lassen sich relativ große Probenbereiche
untersuchen. Die Anwendung der ECCI-Technik bei mehrphasigen Werkstoffen setzt jedoch
zwingend die Entwicklung geeigneter Präparationsverfahren voraus. Zudem stellt sich die Frage, ob
die ECCI-Kontraste nicht von vorhandenen Phasenkontrasten überdeckt werden. Dies soll im
Rahmen weitergehender Untersuchungen ermittelt werden.
Zusätzlich sollen zunächst an OFHC-Kupfer und anderen einphasigen Werkstoffen weitere
Untersuchungen zur Größe der zyklischen plastischen Zone durchgeführt werden. Ziel ist es hier,
einen experimentell abgesicherten mathematischen Zusammenhang zwischen der Größe der
zyklischen plastischen Zone und der von außen aufgebrachten Belastung herzustellen. Diese
Ergebnisse sollen dann auch an technisch relevanten Werkstoffen verifiziert werden.
6 Literatur
[1] C. Stickler, D. Melisova, D. Mingler, B. Weiss, R. Stickler, Praktische Metallographie, 2001.
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[3] J. Bir, T. Volpp, Werkstoffpriifung, 2001, 43, 252.
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[71 K.-H. Schwalbe, Bruchmechanik metallischer Werkstoffe, Carl Hanser Verlag. 1980.