Prakt. Met. Sonderband 41 (2009) 291
Metallografische Beschreibung der Rekristallisation an IF-Stahl
S. Preißler, M. Masimov,
Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH, Salzgitter
1 Einführung
IF-Stähle mit rein ferritischem Gefüge finden auf Grund Ihrer hervorragenden Kaltumformbarkeit
als Tiefziehstähle breite Anwendung in der Automobilindustrie [1, 2]. Der Herstellungsprozess von
IF —Stihlen, der die Gebrauchseigenschaften des Endproduktes wesentlich beeinflussen kann, bein-
haltet nach dem Kaltwalzen auch diverse Glithprozeduren, die zu unterschiedlichen Rekristallisati-
onsgraden des Werkstoffs fithren [3, 4]. Das Stahlgefiige, insbesondere die Korngröße, Kornform
und die Orientierung, beeinflusst nicht nur die Tiefziehfähigkeit, sondern auch die Ausbildung von
metallischen Überzügen, wie z.B. Zinkschichten [1, 2]. Eine adäquate Charakterisierung der
rekristallisierten Stähle, nicht zuletzt zur weiteren Optimierung des Herstellungsprozesses, ist sehr
wichtig.
Die Anwendung der Methoden, die auf die Beugung von Elektronen- und Röntgenstrahlen basieren,
ist trotz des zuverlässigen Informationsgehalts für den alltäglichen und routinemäßigen Gebrauch
zu aufwändig. Außerdem ist bei hohen Rekristallisationsgraden, durch die Entstehung von dyna-
mischen Beugungseffekten, die Auswertung mit Einschränkungen verbunden [5].
Eine gute Grundlage bietet das EBSD—Verfahren, das auf der Bestimmung der Orientierungen be-
ruht [6]. Ziel ist es, die metallografischen Méglichkeiten zur Untersuchung des Rekristallisations-
grades zu bewerten, durch mechanische Kennwerte und EBSD-Ergebnisse zu unterstützen bzw.
bestätigen und gleichzeitig die zusätzlich gewonnenen orientierungsabhängigen Messergebnisse
hinsichtlich neuer Möglichkeiten auszuwerten.
Um durch verbesserte oder neue Präparationstechniken sowie detailliertere Auswerteroutinen zu
korrekten Ergebnissen zu gelangen, wird die Abstimmung metallografischer mit metallkundlichen
und metallphysikalischen Untersuchungsmethoden erforderlich. Damit wird eine effektive Auswer-
tung und eine Aussage zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse möglich.
2 Experimentelles
Als Ausgangsmaterial wurde ein 0,75 mm dünnes Kaltband mit einem Umformgrad von 75 % im
hartgewalzten Zustand gewählt. Im Laborofen wurden Bleche in Argonatmosphäre bei 700°C in
Abstufungen von 2 bis 60 Minuten Haltezeit geglüht und an ruhender Luft abgekühlt, um verschie-
dene Rekristallisationsgrade einzustellen.
Aus den Blechen wurden Schliffproben parallel zur Walzrichtung entnommen. Nach dem Warm-
einbetten in kohlenstoffhaltigem, elektrisch leitfähigem Einbettmittel, wurden die Proben geschlif-
fen, poliert und das Gefüge mit einer Ätzung nach Klemm entwickelt. Zur Vorbereitung der EBSD-
Messungen wurde bei der letzten Polierstufe eine OPS-Politur verwendet.