294 Prakt. Met. Sonderband 41 (2009)
Die einsetzende Rekristallisation verursacht zunächst einen drastischen Abfall der Werte fiir Ryo,
Rn und der Härte. Ab ca. 10 bis 15 Minuten Glühzeit bei 700°C bleiben sie auf einem relativ kon-
stanten Niveau. Damit sind die Kornneubildung und das -wachstum abgeschlossen. Längere Glüh
zeiten lassen die Bruchdehnung noch um weitere 12 % auf 45 % steigen.
4 Metallografische Untersuchung
4.1 Atzmittel
Die deutlichsten metallografischen Gefügeänderungen beim Rekristallisationsglühen sind die Korn-
größe und die Kornform des Ferrits. Damit lässt sich der rekristallisierte Gefügeanteil abschätzen.
4.1.1 Ätzung mit Salpetersäure
Die Gefügeentwicklung mit Salpetersäure führt zu nicht geschlossen darstellbaren Ferritkorngren-
zen. Im Lichtmikroskop sind neben den Titannitriden sehr wenige, gleichmäßig fein verteilte Ze-
mentitausscheidungen darstellbar.
4.1.2. Atzung nach Klemm
Zur Darstellung der Gefiigestrukturen ist eine Farbflachenitzung nach Klemm erfolgreich. Die
Farbausbildung hingt von der Kornorientierung und den Atzbedingungen ab [8]. Die Farbunter-
schiede zwischen den Körnern, dargestellt in Bild 4 als Grauwerte, ermdglichen dem Metallografen
die Beurteilung der KorngroBe und der Kornform. Stark verformte Korner weisen eine Anderung
der Grauwerte innerhalb eines Kornes auf. Der Rekristallisationsgrad wird anhand des Flichenan-
teils an runden Körnern mit einem gleichmäßigen Grauwert innerhalb eines Korns beurteilt.
Bild 4: Rekristallisationsfortschritt durch Glühung bei 700 °C mit a) 0 min, b) 5 min, c) 10 min an Proben nach Klemm-
ätzung