3.2 Kornstruktur
Quantitative Metallographie ergibt fiir die Volumenanteile der beiden Phasen Ferrit und Austenit: Yo =0.53
und Vi) = 0.47 [4]. Beide Volumina kénnen wiederum unterteilt werden. Das kontinuierliche Volumen
enthélt die zusammenhéngenden Korner jeder Phase (Vi, Vi), wihrend sich der diskontinuierliche Volu-
Dieser Effekt menanteil aus den isolierten Körnern zusammensetzt (Vi — Vi, Vi) — Vi). Die kontinuierlichen Volumina
enschaften der betragen: Vij. = 0.08, V4}. = 0.13 [4]. Aufgrund der größeren Oberflichenbindungsenergie von Auste-
verkniipft und nit sind die kontinuierlichen Austenitkörner vorzugsweise konvex und die Ferritkorner fiillen den Raum
isch belasteter zwischen den Austenitkornern aus. Die isolierten Korner beider Phasen sind durchwegs globular. Das
inteile und die Zweiphasengebiet (a + +) im quasibindren Schnitt durch das Dreistoffsystem Fe-Cr-Ni ist im betrachte-
ten der beiden ten Temperaturintervall (20°C — 900°C) von annähernd vertikalen, parallelen Grenzen berandet. Daher
sind im thermisch belasteten Material keine wesentlichen Veränderungen der Volumenanteile festzustellen.
Großwinkelkorngrenzen im Austenit sind durchwegs gerade, jene im Ferrit sind eher unregelmäßig. Die
austenitische Phase des Vergleichsmaterials enthält versetzungsarme Zwillinge. Da im TEM nicht eindeutig
festzustellen ist, wie die Zwillinge entstanden sind, sollen hier alle Möglichkeiten angeführt werden. Durch
den hohen Verformungsgrad beim Schmieden und den hohen Legierungsgehalt des Duplexstahles wird die
iedergegeben. Versetzungsbewegung im Austenit erschwert. Das wiirde die Bildung von Deformationszwillingen begiinsti-
in Wasser auf gen. Weiters können die Zwillinge durch dynamische Rekristallisation während des Schmiedens entstehen,
t. Die thermi- oder durch Rekristallisation beim Losungsgliihen. Es wird kein Kornwachstum beobachtet, das von den
schwindigkeit Zwillingen seinen Ausgang nimmt. Auch in der iibrigen austenitischen Phase sind keine Keimbildung und
chfahren. Die kein Kornwachstum festzustellen. Die zyklisch thermische Belastung verändert das Schmiedegefüge der
n. Die mogli- beiden Phasen nicht. Das von a und y gebildete räumliche Netzwerk und deren unterschiedliche Gitterstruk-
zleichszustand tur, sowie der hohe Legierungsgehalt des Duplexstahles sind dafür verantwortlich. Das Zusammenwirken
sung aus 20 ml dieser Faktoren behindert die Wanderung von Phasengrenzen im untersuchten Temperaturintervall.
’roben werden
Mikrosonden- 3.3 Versetzungsstruktur
3.3.1 Einfluß der Eigenschaften der Einzelphasen
Die Fließspannungen von Ferrit und Austenit sind temperaturabhängig. Ferrit ist bei Raumtemperatur die
höherfeste Phase und Austenit weist über ca. 550°C die höhere Fließspannung auf. Bei der Schmiedetem-
peratur von etwa 1000°C beträgt das Verhältnis der Fließspannungen 07 /0% = 5 [2]. Der Zusammenhang
zwischen Fließspannung und Versetzungsdichte wird durch die Gleichung
; von mehreren i 2
s Sputtermedi- p= (=) (1)
Te des a beschrieben [5]. A ist eine Konstante, G' ist der Schubmodul, b ist der Burgersvektor und p ist die Ver-
Pp setzungsdichte. Im betrachteten Temperaturintervall ist G* ~ G" [1] und die Burgersvektoren 5%, b”
: konnen ebenfalls als nahezu gleich angesehen werden. Die Versetzungsdichte wird also von den FlieB-
Sr als jene des spannungen der beiden Phasen bestimmt. Gleichung (1) führt mit Daten aus [1] zu dem Ergebnis, daß
die durch Schmieden erzeugte Zahl an Versetzungen im Austenit ungefähr 25 mal höher ist als im Fer-
Prakt. Met, Sonderbd. 26 (1995) 229