Wirmebehandlung zur Erzielung eines optimalen
TRIP-Effektes in niedrig legierten Stiihlen
G. Reisner, W. Horvath}, E. Werner} und A. Pichler*
t Institut fiir Mechanik, } Institut fiir Metallphysik, Montanuniversitit Leoben
* SFF2, Voest Alpine Stahl Linz GmbH
Kurzfassung
In zwei Stidhlen mit 0.2% C, 1.5% Si, 1.5% Mn und 0.2% C, 2.0% Si, 1.0% Mn kann durch geeig-
nete Warmebehandlungen Restaustenit bei Raumtemperatur stabilisiert werden. Dieser Restaustenit ist
metastabil und wandelt verformungsinduziert in Martensit um (TRIP). Dies fiihrt zu einem verbesserten
Verfestigungsverhalten und verleiht dem Material gute Duktilität bei hoher Festigkeit. Der Einfluß der
Wärmebehandlung auf den Restaustenitgehalt und die Austenitstabilität gegenüber Martensitbildung wird
untersucht. Mögliche Alternativen zu Legierungen mit Si werden vorgeschlagen. In den Stählen 25 CrMo4
und 15 CrNi 6 kann bis zu 10% Restaustenit eingestellt werden. Fiir den 15 CrNi 6 stellt dies das Maximum
dar, der Restaustenitgehalt des 25 CrMo 4 kann möglicherweise noch gesteigert werden.
Heat Treatment for an Enhanced Exploitation of the TRIP-Phenomenon in Low Alloyed Steels
Abstract
By appropriate heat treatments retained austenite can be obtained at room temperature in two steels with
0.2% C, 1.5% Si, 1.5% Mn and 0.2% C, 2.0% Si, 1.0% Mn. Martensitic phase transformation of the metasta-
ble austenite is induced by plastic deformation (TRIP). The material then shows enhanced work hardenability
and, therefore, high ductility combined with high strength. The influence of the heat treatment on the auste-
nite content and its stability is studied. Possible substitutes for Si are proposed. An austenite content of
10% can be achieved for the steels 25 CrMo4 and 15 CrNi 6. This seems to be an upper limit for the steel
15 CrNi 6, whereas it seems to be possible to increase this amount for the steel 25 CrMo 4.
I. Einleitung
Die Automobilindustrie fordert ein Material mit hoher Festigkeit und Verformbarkeit, um das Gewicht und
damit den Treibstoffverbrauch der Fahrzeuge zu senken. Eine Möglichkeit dieser Anforderung gerecht zu
werden, stellt die Nutzung der verformungsinduzierten Martensitbildung dar. Bisher wird dieser TRIP-
Effekt (TRIP für TRransformation Induced Plasticity) nur in hochlegierten, austenitischen Stählen genutzt.
Prakt. Met. Sonderbd. 26 (1995) 309