Roland-Mitsche-Preis 1996
1982 anläßlich der 16. Metallographie-Tagung in Leoben haben der Technischwissen-
schaftliche Verein „Eisenhütte Österreich“, der Fachverband der Metallindustrie
Österreichs sowie damals noch die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde für heraus-
ragende Leistungen auf dem Gebiete der Metallographie den Roland-Mitsche-Preis
gestiftet, der mit einem namhaften Geldbetrag dotiert ist. Seit 1984 wird er in einem
zweijährigen Rhythmus verliehen - damit heute zum 7. Male-, wobei die ersten Preisträger
meist fachlich bewährte Zweierteams waren, also aus einer anerkannten Metallographin
und ihrem Chef als Metallkundler bestanden, die mitunter auch metallographische
„Schulen“ begründet hatten.
Heute wird der Roland-Mitsche-Preis an einen Einzelkämpfer verliehen. Die Mitglieder des
Preiskuratoriums der Stifterverbände waren sich sehr schnell einig, daß es schon längst an
der Zeit wäre und die Metallographie-Tagung in Hamburg der geeignete Rahmen ist,
Herrn Prof. Dr. Hougardy für seine umfassenden Leistungen SUP dem Gebiete der
Metallographie mit om Roland-Mitsche-Preis auszuzeichnen.
Eine Laudatio über eine Persönlichkeit wie Hougardy in dieser Runde ist nicht leicht, weil
er den meisten nicht nur aus seinen Arbeiten, sondern auch persönlich sehr gut bekannt
ist.
Hougardy ist von seinem Studium weg über den gesamten Berufslebensweg dem
Werkstoff Stahl treu geblieben. Nach Abschluß seines Studiums der Eisenhüttenkunde an
der RWTH Aachen mit Ende des Sommersemesters 1957 promovierte er an der gleichen
Universität 1963 mit Auszeichnung mit der Arbeit „Entartete Gefüge als gleichgewichts-
nahe Umwandlungsform des Austenits“.
Unmittelbar nach seinem Studium trat er in das Max-Planck-Institut für Eisenforschung
Düsseldorf ein, zunächst als Doktorand von Prof. Dr. Rose im Laboratorium für
Konstitutionsforschung, baute in den Folgejahren das Rechenzentrum und die Gruppe
Elektronik auf, die er schließlich beide leitete; seit 1974 führt er die Arbeitsgruppe
Metallographie (später Stählentwicklung), in der die früheren Bereiche Metallographie
und KonstlulionsfSrschüng innerhalb der Abteilung Werkstoffkunde (später angewandte
Metallkunde) zusammengefaßt wurden; seit 1990 ist er auch der Leiter der Alsbildung
von Metallographen am Max Planck Institut für Eisenforschung in Düsseldorf.
Wie sehr ihn der Werkstoff Stahl fasziniert hat, ist wohl auch daran zu erkennen, daß er
1978 den Ruf auf die Stelle eines ordentlichen C4-Professors für Metallkunde im Fach-
bereich 17 der Werkstoffwissenschaften der Technischen Universität Berlin abgelehnt
hat. Ungeachtet dieser Tatsache schätzt man sein Wissen an den Universitäten. Seit
1979 hält er Vorlesungen an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der
Universität Düsseldorf, seit 1980 auch an der RWTH Aachen, wo er 1987 zum Honorar-
professor ernannt wurde. An hohen Auszeichnungen sind zu nennen die Verleihung der
Borchers-Plakette der Technischen Hochschule Aachen sowie 1989 die Verleihung der
Gustav Tamann Gedenkmünze der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde.
Herr Prof. Hougardy kann auf ein ansehnliches wissenschaftliches Werk von rund 160
Publikationen verweisen. Sie beschäftigen sich im wesentlichen mit dem Werkstoff Stahl.
Vielen Arbeiten ist grundlegender Charakter zuzusprechen, so etwa zur Frage des Zu-
standes des Austenits auf Jos Umwandlungsverhalten, die Auswirkung von wachstums-
hemmenden kleinen Teilchen auf die Korngröße des Austenits, der Einfluß von
Seigerungen auf das Umwandlungsverhalten, seine Arbeiten zum Atlas der Wärme-
behandlung der Stähle, Berechnungsansätze zum Umwandlungsverhalten der Stähle, der