schaften. Die Chromkarbide der kaltverformten Proben bilden sich nicht nur auf den Korngrenzen,
sondern auch auf den Gleitbändern im Korninneren. Bereits nach 1 Stunde Glühzeit findet man eine tb
deutliche Belegung der Kornflächen mit chromreichen Karbiden vor. Die Anwesenheit von Chrom- V
karbiden im Korn bewirkt, daß der Kohlenstoff der Matrix durch zusätzliche Karbide abgebunden -
wird, und der Werkstoff deshalb an den Korngrenzen nicht so stark sensibilisiert /2,3/. Zum anderen
erhöhen die bei der Kaltverfestigung entstandenen Gitterstörungen (versetzungsreiches Gefüge) die
Diffusionsgeschwindigkeit /4/ des Chroms erheblich, was zu einem schnelleren Ausgleich der
Chromverarmung an den Korngrenzen durch Volumendiffusion führt.
Die in den Abbildungen 9 u. 10 dargestellten Chromkonzentrationsprofile senkrecht zur Korngrenze
lassen erkennen, daß die Auslagerungszeit nicht nur einen Einfluß auf das gemessene Minimum der
Chromkonzentration an der Korngrenze, sondern auch auf den gesamten Konzentrationsverlauf hat.
Mit zunehmender Auslagerungszeit ist dabei eine durch Diffusionsvorgänge hervorgerufene Ver-
breiterung der Chromkonzentrationsprofile festzustellen. Der Einfluß einer vorausgegangenen Kalt-
verformung stellt sich an den Chromkonzentrationsprofilen durch engere Chromkonzentrationspro-
file dar. Verglichen zu den nicht kaltverformten Zuständen fillt der Chromgehalt in den korngren-
zennahen Bereichen weniger deutlich ab. Außerdem ist bereits nach 300h ein Wiederanstieg der mi-
nimalen Chromkonzentration an der Korngrenze zu erkennen.
Chromkonzentration [at%] Chromkonzentration [at%]
22 — 22 - — >.
Chromkonzentration der Matrix ‚Oroikonzenuetien Ser Matık ES m
20 - TE 20 Pf a
; ih HE 4 2 3
N LA 7
165 / SE
1 . 4
1 12-
KA a |
0 50 100 150 200 250 300 350 400 | % 50 100 150 200 250 300 350 400
Abstand zur Korngrenze [nm] Abstand zur Korngrenze [nm]
Abb. 9: Chromkonzentrationsprofile, Abb. 10: Chromkonzentrationsprofile,
Anlieferungszustand kaltverformter Zustand
3.3.3 Zusammenhang zwischen EPR-Wert und Chromverarmung
Um einen gefügespezifischen Faktor als Maß für den Grad der Sensibilisierung eines Werkstoffs de-
finieren zu können, wurde der Zusammenhang zwischen dem ermittelten EPR-Wert und der gemes-
senen Chromverarmung der korngrenzennahen Bereiche untersucht.
Wärmebehandlungs- EPR-Wert Tiefe der Chromverarmung ' Breite des chromverarmten
zustand Ir/Ia an den Korngrenzen _ Saumes
_ 650°C/30h | 20,5% | _ 12at% . 300nm
650°C/300h 49,9% 12,1at% 450nm
Tab. 5: Vergleich der EPR-Werte unterschiedlich geglühter Zustände mit vergleichbarer Chromverarmung
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