Zusätzlich zur lichtmikroskopischen Charakterisierung erfolgte eine transmissionselektronenmikro-
skopische Untersuchung des Probenmaterials. Hierzu wurden die zyklierten Proben mit SiC-Papier
bis auf eine Dicke von maximal 3 mm geschliffen und anschließend im Doppelstrahlverfahren elek-
trolytisch gedünnt. Nach einer Kontrolle der Durchstrahlbarkeit und einem eventuellen Nachdünnen
im Ionenstrahl konnten die einzelnen Phasen der Legierung qualitativ, hinsichtlich ihrer Verset-
zungsintensität untersucht werden. In Abb. 2 ist eine transmissionselektronenmikroskopische Auf-
nahme des Ausgangsmaterials bei einer Vergrößerung von 36000: 1 dargestellt. Die Abbildung zeigt
einzelne Versetzungen im Ferrit, an der Korngrenze zum Austenit.
Abb. 1: Ausgangsgefüge (LiMi) Abb. 2: Ferrit/ Austenit-Korngrenze; Ausgangszustand
(geätzt mit V2A-Beize) (TEM-Hellfeld, 36000:1)
Thermische Zyklierung: Raumtemperatur - 1050°C
Die Proben zeigen nach dem Thermozyklus Raumtemperatur - 1050°C / 30 min - Raumtemperatur
im allgemeinen eine positive Längenänderung. In Abb. 3 ist der prozentuale plastische Dehnungs-
anteil für verschiedene Abkühlungsgeschwindigkeiten über der Zyklenzahl aufgetragen. Man er-
kennt in allen Fällen einen annähernd linearen Zusammenhang zwischen den Kenngrößen. Der
größte Effekt stellt sich nach dem Aufheizen bei einer anschließenden Abschreckung in Wasser ein.
Nach 20 Zyklen beträgt der Längenzuwachs in diesem Fall 1,9 %. Für die Öl- und Luftabkühlung
werden im Anschluß an die Zyklierung Werte von etwa 1,5 % gemessen. Das sich nach einer derar-
tigen Zyklierung einstellende Gefüge ist in Abb. 4 dargestellt. Es ist eine Vergröberung der Gefüge-
bestandteile zu beobachten. Dennoch ist die durch den Herstellungsprozeß induzierte Anisotropie
weiterhin erkennbar. Im Austenit hat sich die Zahl der Zwillinge verformungsbedingt vermehrt. Ei-
ne Untersuchung der entsprechenden Probe im Transmissionselektronenmikroskop zeigt, daß sich
die Versetzungsdichte in beiden Gefügebestandteilen erhöht. Abb. 5 zeigt im Ferrit Versetzungs-
netzwerke mit netzförmiger Struktur. In den austenitischen Phasen sind Gleitlinien zu erkennen
(Abb. 6).
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