Prakt. Met. Sonderband 30 (1999) 173
- Charakterisierung thermisch bedingter Gefügeveränderungen am Beispiel
a N ferritisch-austenitischer Duplex-Stähle
N hıg
ea Michael Pohl und Andreas Bracke,
Ruhr-Universität Bochum, Institut fiir Werkstoffe, Werkstoffpriifung
nd 1. Einleitung
Bei der konstruktiven Gestaltung im Anlagen- und Maschinenbau werden immer höhere
Anforderungen an die einzusetzenden Werkstoffe gestellt. Die verwendeten Materialien sollen
dabei ein breites Anwendungsspektrum hinsichtlich Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit
} abdecken. In den letzten Jahren hat sich unter Berücksichtigung dieser Aspekte die Gruppe der
ferritisch-austenitischen Duplex-Stähle immer mehr am Markt etabliert. Dennoch ergeben sich bei
an, der Herstellung und Verarbeitung der unterschiedlichen Legierungsvarianten heute noch einige
Schwierigkeiten. Diese sind nur zum Teil auf das komplexe Umwandlungs- und
Auscheidungsverhalten der Duplex-Stähle zurückzuführen (1). Ebenso entscheidend sind in diesem
Zusammenhang Probleme, welche sich aus der Zweiphasigkeit des Gefüges ergeben (2). Beide
mikrostrukturellen Phasen können dabei durch unterschiedliche mechanische Kennwerte
charakterisiert werden. Hierbei sind temperaturabhängige Festigkeiten, sowie differente
Wärmeausdehnungskoeffizienten von besonderer Bedeutung (3). Diese Größen induzieren nach
einer thermischen Wechselbehandlung plastische Verformungen des Materials. Abhängig von der
gewählten Wärmebehandlungstemperatur können verschiedene plastische Verformungsbeträge
festgestellt werden. Als Folge der thermischen Zyklierung ergeben sich zusätzlich Veränderungen
der Phasengeometrie. Eine Charakterisierung der durch Temperaturwechselbehandlungen
verursachten Veränderungen der Mikrostruktur ferritisch-austenitischer Duplex-Stähle und deren
Einfluß auf das Verformungsverhalten soll im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. Die möglichst
exakte Beschreibung der entsprechenden Einflußgrößen soll in zukünftigen Arbeiten die Grundlage
für eine weitergehende Modellierung zweiphasiger Gefügestrukturen bilden.
2. Versuchswerkstoffe
Für das Untersuchungsprogramm wurde der Duplex-Stahl mit der Werkstoff-Nr. 1.4462
ausgewählt. Die genaue Zusammensetzung des eingesetzten Versuchswerkstoffs kann Tabelle 1
entnommen werden.
Legierungselemente C | Si |Mn| P ' S | Cr‘ Mo Ni | N
Ist | 0,028 0,03 10,004 | 2233 1 320 | 586 | 0,170
Soll |< 0,03 |£1,0 |£2,0 |£0,03 |£0,02 |21-23 [2,5 -3,5|4,5 - 6,0 10,08 - 0,2
Tabelle 1: Chemische Zusammensetzung der Legierung X 2 CrNiMoN 22 5 3 in Gew.-%
Im Hinblick auf das geplante Untersuchungssprogramm wurden aus dem entsprechenden Werkstoff
Rundproben in Walzrichtung herausgearbeitet. An diesen zylindrischen Proben wurden zyklische
Wärmebehandlungen im Bereich zwischen Raumtemperatur und Lösungsglühtemperatur (1050°C)
durchgeführt. Die Haltedauer bei 1050°C betrug je Thermozyklus 30 Minuten. Um Einflüsse
unterschiedlicher Abkühlungsgeschwindigkeiten untersuchen zu können wurden die Proben in
differenten Medien abgekühlt.