368 Prakt. Met. Sonderband 30 (1999)
zu steigern und somit die Entstehung von Gitterdefekten (Versetzungen), insbesondere infolge
häufiger mechanischer Lastwechsel (mechanisches Zyklieren) zu verhindern.
Im vorliegenden Fall wird die Auswirkung thermomechanischer Behandlungen auf Mikrostruk-
tur und Umwandlungstemperaturen einer Kupferbasis Formgedächtnislegierung aufgezeigt. Die-
se Behandlungen finden bei verschiedenen Temperaturen statt, bei welchen verschiedene Phasen
bzw Phasengemische auftreten. Hierzu werden verschiedene Temperaturbereiche unterschieden.
2. Experimente
Eine Walzverformung der behandelten FGL kann in folgenden Temperaturbereichen [4] erfolgen:
(1) Temperaturen oberhalb A;. Hier liegt Austenit (3) vor. Oberhalb von 100°C ist bei der
untersuchten FGL Diffusion möglich. Im Temperaturbereich 100°C' < T < 520°C' liegen
im Austenit in geordneter By - Struktur Ausscheidungen (v- und « - Messing) vor. Bei ca.
520°C erfolgt der By (krz Ordnungs-) A; (krz Unordnungsiibergang) [5]. Oberhalb 700°C
hesteht ein ausscheidungsfreier Austenit. Fiir 7 > 100°C’ = My kann dieser Austenit ohne
mechanisch induziert in den Martensit umzuwandeln verformt werden (Austenitverformung,
AF). Bei AF oberhalb 800°C und anschließender Wasserabschreckung resultiert diese Be-
handlung in defektem (Versetzungen) aber einphasigem Austenit. Nach AF unterhalb dieser
Temperatur 780°C liegt ein defekter Austenit inklusive Ausscheidungen vor.
(2) Phasengemisch aus Austenit und Martensit (My <T <M, ;). Ersterer wandelt bei mechani-
scher Belastung in Martensit um. Letzterer wird durch äußere Belastung bei der Verformung
ausgerichtet.
(3) Thermisch induzierter Martensit unterhalb M;. Die Martensitnadeln werden bei der Mar-
tensitverformung (MF) orientiert. Plastische Verformung induziert Defekte (Versetzungen)
im Martensit.
Das Material wird einerseits bei verschiedenen Temperaturen betatisiert und in Wasser ab-
geschreckt. Austenitverformung, AF mit verschiedenen Umformgraden durch Walzen erfolgt
sowohl bei 800°C als auch bei 780°C. Nach dem Walzstich wird direkt in Wasser abgeschreckt
Martensitverformung, MF wird nach Unterkiihlen des Materials in flüssigem Stickstoff (=196°C)
mit, verschiedenen Umformgraden durchgeführt. Für beide Fälle wird im Folgenden der loga-
rithmische Umformgrad: ¢ = In% angegeben, wobei dy = 4mm die Ausgangsdicke und d die
nach dem Walzen gemessene Enddicke des Materials ist.
Nach MF mit © = 0,2 wird der nach dem Verfahren vorliegende, orientierte und defekt-
stabilisierte Martensit, angelassen (Martensittempern, MT). Hierbei betrigt die Temperatur:
150°C < Taye < 800°C. Im AnschluB an die verschiedenen Verfahren erfolgt die Untersuchung
des Gefiiges durch Lichtmikroskopie (LM) und Transmissionselektronenmikroskopie (TEM).