Prakt. Met. Sonderband 30 (1999) 11
nn Bei diesem Aspekt denke ich nicht an die von vielen Autoren festgestellte und vielfach wohl
nig iberstrapazierte Ahnlichkeit von Gefiigebildern mit manchen Werken der bildenden Kunst, sondern
zB 0 an die hohen dsthetischen Anspriiche, welche metallographische Produkte oft erfiillen (und die mit
i ity Recht mit Auszeichnungen bedacht werden). Vielleicht wird sich diese Tradition nicht fortsetzen
hen, lassen, weil nur noch an wenigen Stellen Zeit und Geld dafür bereitgestellt wird. Die Werbung,
a welche diesen in der hohen Attraktion künstlerisch hochwertiger Bilder liegenden Aspekt
l metallographischen Arbeitens ausnutzt, könnte ihn auch bewahren, indem sie ihn finanzierbar
keiten macht.
rkstoffe
Kuriose
Wichtiger noch könnte der Anreiz sein, den der kriminalistische Aspekt der Metallographie hat.
Auch bei diesem Aspekt denke ich nicht an die vordergründige Tatsache, daß mikroskopische
Materialuntersuchungen Hinweise auf Straftäter geben oder Fälschungen über das Alter von
Kunstwerken erkannt werden können (siehe z.B. [2, 48 -50]. Ich denke an die Aufklärung
/ technischer Schäden, die ein breites Tätigkeitsfeld der Metallographie ausmachen (siehe z.B. [51,
dienen, 521). Nur in einfachen Fällen reicht dabei das Gefüge- oder Bruchbild alleine aus, meistens müssen
vehrbare viele Informationen zusammenfließen und - eben mit kriminalistischem Gespür - zu einem
ung der Gesamtbild vereinigt werden. Andererseits braucht die gleichen Fähigkeiten auch der in der
inne der Grundlagenforschung tätige Metallograph immer wieder. (Ein Beispiel aus eigener Erfahrung [53]
ng" und sind metallographische Untersuchungen zu dem als „Purpurpest" bezeichneten Problem des
doch die Ablösens ultraschallverschweißter Drähte vom Chip zum Frame, für das die Bildung einer
1 Arbeit purpurfarbigen Phase als Ausfallursache akzeptiert war. Daf der Kirkendall-Effekt eine zusétzliche
ben und und wahrscheinlich sogar die wesentliche Rolle spielt, war durch physikalische Messungen nicht zu
ihrungen erkennen, metallographisch aber zweifelsfrei nachzuweisen.) Es ist ohne weiteres einzusehen, daß -
nd: Zwei wenn auch in hohem Maße dazu beitragend - optische Untersuchungen alleine nicht immer zum
jordnung Erfolg führen, sondern daß ein großer Teil des verfügbaren Arsenals zur Beschreibung von
verdanke Gefügezuständen und ihrer zeitlichen Veränderung ausgenutzt werden muß, um das
rt waren. „kriminalistische" Vorgehen zu ermöglichen.
1 wenig
21 zum
nen sich Wenn es, wie der schon mehrfach genannte Titel der einschlägigen Zeitschrift nahelegt, eine
it~ und praktische Metallographie gibt, müßte es auch theoretische Aspekte der Metallographie geben. Es
ng durch könnte bei der Frage nach solchen Aspekten metallographischer Untersuchungen auch der Gedanke
vertreten werden, daß die zunehmende Komplexität der Verfahren und Geräte schon genügend
theoretisches Wissen verlangt, um überhaupt zu einem geeigneten Bild zu kommen. Sicherlich ist
dies auch der Fall, die Geräteentwicklung kann aber nicht die Kernaufgabe der Metallographie im
24] wird Wortsinn, nämlich „Beschreibung der Metalle“ oder - sinnvoll abgegrenzt - „Beschreibung des
turch das Metallgefüges‘ ersetzen. Schon bei der Beschaffung metallographischer Daten, ganz sicher aber bei
an damit der Interpretation der Befunde ist wissenschaftliches Denken verbunden mit der Vertrautheit mit
wieder in den Grundlagen, wie sie Mitsche und Niessner [11] gefordert haben, unumgänglich. In der
tarischen akademischen Ausbildung zum Metallkundler, Werkstoff- oder Materialwissenschaftler nimmt
schaffen, wegen des zunehmenden Stoffumfangs die intensive Beschäftigung mit den zur
nalysiert, Gefügecharakterisierung geeigneten Verfahren und die direkte Beobachtung von Gefügen und ihrer
nordnung Veränderung einen immer kleineren Platz ein. Die oben diskutierten Auswirkungen der
auch ein Automatisierung tragen dazu bei, daß die Präparation von metallographischen Proben auf
uch die Hilfskräfte übertragen wird und auch die Beobachtung direkt am Mikroskop durch den
in einem Fachmetallographen und den am Ergebnis interessierten Wissenschaftler seltener wird. Für die
nen zum Stellung und die Weiterentwicklung der Metallographie ist dies sicherlich abträglich.
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