Full text: Fortschritte in der Metallographie

598 Prakt. Met. Sonderband 30 (1999) 
Korrosion an gegossenen Bauteilen infolge eines ungünstigen Gefügezustandes 
Gußteile aus Nickelbasislegierungen weisen im Gegensatz zu geschmiedeten Bauteilen gleicher Zu- 
sammensetzung häufig eine verminderte Beständigkeit bzgl. selektiver Korrosion auf. Ursächlich 
hierfür sind Inhomogenitäten im Gußgefüge aufgrund der Seigerung bestimmter Legierungselemente 
beim Erstarren der Schmelze. Durch die lokale An- bzw. Abreicherung einzelner Bestandteile wird 
ein selektiver Angriff der verarmten Bereiche begünstigt. In Bild 8 sind ein gegossener Flansch sowie 
der dazugehörige Absperrschieber aus Schmiedematerial dargestellt. Bei dem Werkstoff handelt es 
sich in beiden Fällen um Alloy C-4, die Betriebsbedingungen (Formaldehyd mit Methanol und Spu- 
ren von Ameisensäure bei 144 °C) waren identisch. Am Flansch beobachtet man selektive Korrosion 
(Bild 9), während am Absperrschieber keinerlei Angriff festgestellt werden konnte. 
pun 
Ja 
Bild 8: Ubersichtsaufnahmen eines Flansches und Absperr- = 
schiebers aus Alloy C4 
Bei der Herstellung des Flansches ist es bei der Erstarrung aus der Schmelze zu einer ungleich- 
mäßigen Verteilung von Mo im Gußgefüge gekommen. Mittels EDX-Analyse konnten im vorliegen- 
den Fall intermetallische Phasen mit einem hohen Mo-Gehalt (> 50 Masse%) nachgewiesen werden. 
Die benachbarten Mo-verarmten Bereiche erfahren einen selektiven Angriff. In diesem Zusammen- 
hang muß berücksichtigt werden, daß das Element Si die Ausscheidung von intermetallischen Phasen 
beschleunigt. Durch eine Lösungsglühung lassen sich diese Phasen nicht beseitigen. Zur Vermeidung 
der Anfälligkeit gegenüber selektiver Korrosion ist in Anlehnung an das VGB-Merkblatt M 501 
"Anforderungen an gegossene REA-Gebläseschaufeln aus Werkstoff G-NiCr 21 Mo 16" ein 
möglichst niedriger Si-Gehalt zu fordern. Verschiedene Firmen bieten bereits entsprechende NiCrMo- 
Gußwerkstoffe mit einem niedrigen Si-Gehalt an, wobei auch im Hinblick auf eine mögliche Cr- und 
Mo-Abreicherung infolge von Mikroseigerungen bzw. intermetallischen Phasen die Gehalte an Cr 
und Mo angehoben werden sollten. Bei der Weiterentwicklung der C-Familie. z.B. beim Alloy 59, ist 
dies bereits berücksichtigt.
	        
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